Wahrsagerei

In einer Rangordnung, deren Witz es ist, Falsch und Falsch zu Richtig zu verknüppeln, kann man nicht oben stehen und wahr sagen.

Wie genau die Umstände Geburtshelfer dieser Anomalie waren, die bei Herrn Köhler aufgetreten ist, habe ich nicht verfolgt.

Das ihm zu Last gelegte Vergehen besteht darin, etwa Ähnliches wie ich, der in dieser Rangordnung so gut wie ganz unten steht gesagt zu haben, wobei der Witz hierbei nun ist, dass er etwas gesagt hat, dass ganz in der Mitte ist von dem, was jede und jeder weiß, der in diesem Gelände wenigstens einmal einen erfolgreichen Deal an Land gezogen hat.

Humanitärer Einsatz, schönes Lied. Gäbe es nicht Anlass genug, diese Humanität nicht am fernen Kundus, sondern innerhalb der - noch - sehr viel kontrollierbareren Verhältnissen zuhause zu verwenden.

Die Extreme häufen sich. Das ist beunruhigende Wahrsagerei.

Es steht zu erwarten, dass bald einige mehr die Nerven verlieren, denn die Umstände machen es zunehmend schwieriger, vor sich her kollabierende Auflösungszustände zu übersehen und Akteure zu finden, die fähig sind, Wahrheit als Staatsräson vorzutragen, so dass es diesem Prozess schadet.

Wahrsagerei beschäftigt mich, ob, wenn spätestens Ende übernächste Woche das Leck im Golf nicht geschlossen sein wird, wir es dann noch mit einem Präsidenten Obama zu tun haben werden.

Und welches die günstigen Bedingungen wären, dass er es dennoch bliebe.

Im Vorwurf, BP trage die gesamte Verantwortung, steckt das Eingeständnis der Machtlosigkeit der staatlichen Autoritäten, noch längst, bevor BP dazu übergegangen ist, dieses Vakuum  wahrzunehmen.

Etwas bewilligen, und wenn es schiefgeht, die Sache denjenigen anhängen, die sie ausgeführt haben, woran erinnert das, oder, weshalb erinnert man sich jetzt nicht daran, dass dies die übliche Vorlage zur Bewältigung solcher Probleme ist, die mit Risiko eingegangen werden.

Die Gefahr besteht, dass Obama einen Steilpass zugespielt bekommt oder bekommen lässt, in seinem bislang noch nicht wirklich ausgereiztem Profil als alexanderscher Schlachtenlenker zu glänzen, zudem allein sein Pathos reicht.

Die Welt soll später nicht sagen, dies hätte sie nicht gehört und nicht durch dieses Pathos wären ihm all jene Stimmen zugeflogen, die ihn haben zum Oberboss dieser Stimmung werden lassen, die sowohl zuhause wie allerorts im Ausland sich nicht vor Zwangsräumgen scheut.

Bei über drei Millionen Zwangsräumgen in einem Jahr, gäbe es genug Spielraum für humanitäre Einsätze à la better place. Gäbe es Stoff in Überfülle, um den Nachweis zu erbringen, es tatsächlich mit einem solchen zu tun zu haben.

Der humanitärer Einsatz für eine brüderlich gemeinte Gesundheitsreform entwickelt sich zu einer finanziellen Desaster, und er erscheint nicht zu verstehen, wieso man dagegen nicht ankämpfen kann, so wie er als Männchen Kampf versteht.

Ich lass mich aber nicht bereden, diejenigen, die ihn gewählt haben, hätten davon keine Ahnung gehabt.

Nicht haben sie ihre politische Lage so genau überprüft und mit politischem Scharfsinn lange erst hin und her gewogen um schließlich eine geprüfte Stimme abzugeben, so wie man das in jeder Redaktion zur Selbstverständlichkeit zählt, sondern gefolgt sind sie dem Pathos einer Stimme, die altväterlich vertrauenswürdig und dabei wie neu, das heißt, nicht allzu sehr verschnupft klingt.

Wer sagt, er hätte Obama gewählt, weil er ihn ihm in idealer Form den Weihnachtsmann verkörpert sah, wird zugeben müssen, dass man in dieser Welt nicht an Weihnachtsmänner glauben darf und wird somit erklärungsbedürftig, den Zauber dennoch gewählt zu haben.

Gezündelt wird an allen Ecken auf diesem Planeten. Es ist nicht mehr möglich, in einem Kopf Überblick zu halten.

Es besteht immer das Verlangen, einem unerträglich gewordenen Zustand ein Ende zu bereiten, das heißt, endlich damit anzufangen.

Die Steilpässe werden kommen während der Druck für die Spitzenstürmer wächst, sie nicht zu verschenken.

 

Auf der Zeitleiste bei 5:08 hinhören.

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