Der Mittelstand brennt

 

 

Nicht ganz klar umrissen steht zum Gebrauch, was genau der Begriff Mittelstand auflöst.

Ein Durchschnitt kann es nicht sein, denn im Durchschnitt ist nichts, wenn sauber geschnitten wird.

Hingegen, dass es einen Stand oberhalb geben müsse, sowie einen darunter, dazu zwingt die Logik der Teilung, die von einem Mittelstand ausgeht.

Gehen wir mal davon aus, für dieses so gedachte Teilen gäbe es eine Entsprechung im Raum der Auflösung, der von den meisten als Realität interpretiert wird.

Marx könnte aushelfen in der Verlegenheit, eindeutig zurechnungsfähige Objekte zu finden. Mittelstand gleich Bourgeoisie, nachschlagen die Definition: Besitzer von Produktionsmitteln.

Aber Mittelstand gleich auch Kleinbürger. Besitzer von Produktionsmitteln im gemütlichen Bereich.

Um nicht im Klassenkampf des Mittelstandes zu enden, schlage ich vor, so wie das auch die reaktionären Statistiker tun, Mittelstand als einen Bereich in der Mitte der Rangordnung der Vermögen hinzustellen, und die "oberen Zehntausend" aus diesem Stand hinaus zu rechnen.

Wenn alles nur besteht, zumindest für uns, dadurch, dass es in Auflösung ist, und diese Auflösung das immer gleich langweilende Ziel verfolgt, nämlich, dass etwas aufgelöst wird, dann gibt es sowohl für alle Dinge wie für jeden Stand in diesem Logos ein einheitliches Verfahren.

Alles, was uns an den Dingen wesentlich ist, ist ihre Eigenschaft, ihren Zustand des anundfürsich Seins aufzugeben und sich für uns aufzulösen.

Kann man es essen. Kann man heizen damit. Ist es eine Droge. Sind diese Fragen ergiebig beantwortet, dann erlöscht das Interesse für dieses Ding. Ende der Vorstellung auch jedes Standes, der in die Sicht dieser Dinge gelangt.

Auflösen muss sich alles, das in Betracht fällt.

Kommt nun der Mittelstand auf diesen Teller, also der Tross der mittelmäßigen Vermögen, so lässt sich feststellen, dass diese dem Bild, das man sich vom universalistischen Anspruch der Auflösung macht, nicht widersprechen.

Wir sehen Vermögen schwinden in einem Aufzug, der unser Gefühl für den Gang aller Dinge grundsätzlich nicht verstört.

 

Damit etwas aufgelöst werden kann in unserem Sinne, muss es in Betracht einer Aufmerksamkeit gelangen. 

In wessen Aufmerksamkeit, das ist nun die Frage, gelangen die mittelmäßigen Vermögen.

Da niemand Geld wegwirft, solange damit noch der Wert Aufmkersamkeit zu erzielen ist, geht das Auflösen von Vermögen nicht den üblichen Weg, sondern pflanzt sich fort ähnlich einem Stafettenlauf.

Es löst sich nicht im optischen Nichts, so wie eine Kerze, sondern in einer andern Aufmerksamkeit auf, kannibalisch könnte man dazu sagen.

 

Ist das Ganze eine Auflösung, dann ist der Mittelstand jener Zustand, der in der Mitte dieses Vorganges dann zu vermuten ist. In der Mitte der Auflösung.

Als Indiz dafür, dass dieser Zustand nicht nur eingetreten ist, sondern in einer die Sitten verstörenden Weise sich beschleunigt hat, greife ich nicht zuerst auf seine augenfälligen Erscheinungen, sondern beziehe mich allein auf das Gesetz, welches in patriarchalen Hierarchien zuoberst Gültigkeit hat, nämlich, dass zuletzt auf dem Weg, alles bestimmen zu können, nur einer übrig bleibt.

Ist alle Bestimmung möglich durch Geld, dann ändert das nichts an dieser Logik.

Der Auflösungsfehler, Vermögen anzuhäufen, sich also gegen den Sukkurs der Auflösung zu behaupten, durchläuft eine Geschichte insofern, wie es ihm gelingt, sich diesem Schicksal entgegen zu stemmen.

Der Prozess der Annektion von Aufmerksamkeit mit den Möglichkeiten, Aufmerksamkeit in Geld zu schüpfen, ist im Bereich, im Stand unterhalb des noch immer annehmbaren Mittelstandes so gut wie abgeschlossen.

Abgewirtschaftet könnte man auch dazu sagen.

Für ein paar Cents werden am Fließband Taten vollbracht, die zu würdigen wären in den Annalen der Helden, was Verzicht, Ausdauer, Geduld, Kraft, Intelligenz auch und Geschick, Gutmütigkeit, Güte und so weiter betrifft, alles nicht börsennotierbare Werte.

Diese Aufgabe erscheint gelöst. Hier ist fertig Geschichte gemacht.

Nun geht es darum, uneingeschränkte Schürfrechte an den Aufmerksamkeitsresourcen des Mittelstandes zu erwerben, um den Gang dieser Dinge zur Vollendung zu bringen.

 

Als Indiz, dass ein solcher, hier immer noch sehr hypothetisch in den Raum gestellter Zustand nicht nur anundfürsich gegeben, sondern bereits in seine Endphase einrückt, sind die von den Parteien des Mittelstandes so noch nie gehörten Verschwörungstheorien,  gegen die Oben was auf die Beine zu stellen.

Dass sie dies vermöchten, bilden sie sich ein wegen der Logik, die davon ausgeht, das, was Staat sei, sei noch immer machbar so, dass man damit über allen zu stehen komme, auch wenn man nur mittelständisches Vermögen nachzuweisen habe.

Völker hört die Signale. Es tut sich was in Sachen Heuschreckenplage. Auf höchster Ebene könnte man sagen, wäre man nicht im Bilde, wie tief unten diese bereits steht.

Eine Kapitalaktionistensteuer soll eingeführt werden, in einem Aufzug wie von Hodler gemalt, bei dem selbst eine Partei wie die CSU nicht aus dem Rahmen springt.

Kontinente der Vorstellungswelt verschiebend an die Grenze dort, wo sie nicht selten mit Kopfweh auf sich aufmerksam machen.

Mal vorstellen, eine Partei wie die CSU wäre 1968 mit einem solchen Cocktail auf die Straße gegangen, Franz Josef rockt auf offener Bühne: Wir müssen was gegen die Kapitalisten machen.

Es muss also, das lässt sich schließen, im Zustand der Auflösung dort, wo der Mittelstand ist, sich einiges in Bewegung gesetzt haben, der zu folgen das Bemühen dieses Beitrages ist.

Vom Stand darunter aus gesehen, der so gut wie aufgelöst dasteht, erweist sich der Blick auf den Stand darüber, dem dieses Schicksal nun bevorsteht unvorhergesehen menschlich.

Nicht, dass die Hartz-4-Befleckten ihre Brüder und Schwestern aus dem Mittelstand nun mit offenen Armen erwarten würden und erpicht darauf wären, mit ihnen eine neue Volksgemeinschaft zu bilden.

Man könnte von einem Drama sprechen, in dessen letztem Akt sich alle um den Hals fallen, vereinigt in dem Ziel, den Haha, du bist tot nicht an die erste Stelle aufrücken zu lassen.

Zurzeit aber ist noch nicht entschieden, wohin dieses Verständnis füreinander führt, wie weit die Liebe füreinander geht, indiziert durch das, was tatsächlich vorkommt gebrochen an dem, worüber das Reden gewöhnlich schwer fällt.

Liebe für den Fall anundfürsich, ja, immer, aber nicht, wenn er vor einem in der Schlange einer Suppenküche steht.

Wie über Nacht Parolen austauschen, so dass nicht auffällt, dass man immer noch derselbe ist und nicht einfach nur der Geprellte.

Der erhabene Gewinn des Darüberstehens müsste zugunsten der sich wirklich einzuhandelnden Gefühle vor Ort aufgegeben werden, die fähig sind, mitunter, eine ziemlich klare Vorstellung davon zu entwickeln, dass man die Position des Darüberstehens nicht wirklich auszufüllen vermag.

Ito alles Streben nach Überhebung aufgegeben würde - dem Letzten, was einem in Bezug zu andern noch behagt.

Kapitalisten wollten sie alle werden. Nun sehen sie, dass dies nicht mehr so einfach möglich ist, und wir haben das Thema des nächsten Parteitages, möchten aber nicht dafür die Hand ins Feuer legen, es käme etwas heraus wie ein kommunistisches Manifest.

Wie klingt die Forderung nach Wachstum, wenn es sich auf das Geschwür bezieht an dem man zugrunde geht.

Eine Partei hat sich zu behaupten gegen den Trend, dem sie Pate und Paten stand.

Die Einschaltquote ist gewährleistet.

Die "oberen Zehntausend" werden, ob wohl oder nicht, nun das Ruder übernehmen. Der einzige Stand, der noch das Zeug dazu hat, aufgelöst werden zu können.

Zögerlich nur werden ihre Vertreter dem Ansinnen stattgeben, in jenen Mittelpunkt aufzurücken, der sich bewährt, über kurz oder lang, alles in seine Bestandteile zu zerlegen.