Beutekultur

Das Wesen einer Beute besteht darin, einen Anspruch auf Aufmerksamkeit zu konstituieren, den man ohne nicht hätte.

Über diese Schiene der Entscheidung wird das Sein als unmittelbarer Auflösungsvorgang in eine Welt des Seins abstrahiert, das ein Sein im Haben deklamiert, adoriert, befestigt oder auch zementiert.

Das Gedicht an die Beute gerät zur Hymne auf den nicht aufgelösten Zustand, und dieser Fehler wird Ausdruck von Kultur.

Der Anspruch an das Gedicht ist korrumpierend. Einen Fehler gutheißen.

Das geistige Auflösungsvermögen in der Ägide der Beute oder des Patriarchats tendiert dazu, seine Fehler gutzuheißen oder schön reden zu müssen, oder diese Form des Zusammenseins würde aufgelöst.

Beute haben ist ein wunderbarer Zustand. Er erhält einem jene Aufmerksamkeit, die man ohne eigenes Bemühen verlieren würde.

Der Zustand wird ausgeschmückt. Die Künstler sind eingeladen. Das kreative Potential wird auf Vordermann gebracht im Angesicht der Beute, die es zu bewundern und preisen, nachzuahmen und allzu offensichtliche Lücken zu vervollständigen.

Einbringen und Verteilen von Beute unter der besonderen Berücksichtigung, dass diese einem nicht wieder sofort gestohlen wird, ist ein unhymnischer Vorgang.

Etwas auf seine Seite bringen heißt, woanderst etwas mindern. Ob direkt Geld oder nur die Stimmung. Um seine Aufmerksamkeit lässt sich von Grund auf niemand gerne betrügen.

Eine Kultur wird notwendig, mit diesen Folgen Umgang zu haben.

Das Gedicht an diese Kultur enthält unweigerlich unschöne oder zumindest sehr schwer zu verstehende Stellen.

Bei der Verteidigung des Seinszustands im Haben mit ungebremsten Ansprüchen auf Aufmerksamkeit sind Philosophen zu finden, deren Problem es war festzustellen, ob es in diesem Sein der Bestimmungen tatsächlich ein Ankommen geben könne, so dass ein auflösendes Gemüt jenen Zustand erreichen werde, in diesem Sein des unaufgelösten Habens fehlerfrei aufzulösen.

Das: Ich bin etwas, ohne aufzulösen, ist aber nur durch Ansprüche zu erreichen, die nicht eingelöst, sondern abgefertigt werden.

Mit bereits habender, gespeicherter Aufmerksamkeit kann umgegangen wie mit Energie, die man per Knopfdruck abrufen kann.

Man könnte von einer Verschwörung zur Falschaussage sprechen, wenn sich eine Gemeinschaft genau diesem Ziel hingibt, unaufgelöste Ansprüche höher zu schätzen als die Form, in der sich solche durchsetzen lassen.

 

Geld verdienen ist nicht einfach. Jeder Schritt zwingt zur Überwindung des guten Geschmacks, was gute Auflösung sei.

Ganz anders aber, wenn man solche Ansprüche geschenkt erhält, die frei zu sein erscheinen von solchen Belastungen, mit der diejenigen noch verbunden sind, die sich diese Ansprüche selbst erworben haben.

Man könnte von der strahlendsten, reinsten Form von Beute sprechen, die frei von allen Wiedergutmachungsansprüchen erscheint.

In dieser quasi heiligen Form tritt die Beute als Erbschaft an.

Nicht stimmt mehr, alle Aufmerksamkeit wird aus ihrem Zusammenhang gerissen.

Aber alles erscheint zu stimmen, glückliches Patriarchat.

Welche konkreten Resultate die Auflösung solcher Erbansprüche tatsächlich erbringen, ist umflort mit einem Märchenhintergrund.

Als Auflösung um ein paar Ecken, die niemand wirklich nachvollziehen kann. Stillschweigen zu diesem Thema, so als ob es niemanden etwas anginge.

Aufmerksamkeit "on demand" ist eine sklavische Form der Hingabe.

Aufmerksamkeit on demand wird geliefert als Ergebnis der Einlösung solcher Ansprüche, so als ob Geld oder diese Ansprüche unbezwingbar, oder wie eine von uns geschaffene Ersatzreligion wäre.

Viel Geld, gute Auflösung. Wenig Geld, schlechte Auflösung. Wer hat dies Kur zustande gebracht.

Die Erben stimmen das hohe Lied des Seins im Haben an. Die schöngeistige Kultur. Als ob sie nichts anderes zu tun hätten als ihre Lage als Probleme der Menschheit darzustellen.

Aber nicht nur dies, sie sorgen auch dafür, mithilfe ihrer Investitionen, dass dieser Zustand der Auflösung dem Originalrezept unserer Gattung so unverwechselbar wie möglich erscheint.

Indem alles mit Geld bestimmbar wird, wird der Horizont der Auflösung solcher Ansprüche abgerundet.

Sicherheit ist ein großes Thema. Finanzdienstleistungen. Service oder Hingabe tief in die Spalten der Zehen.

Die Dienstleistenden dienstleisten für die Interessen eines Kapitals von Ansprüchen, indem sie helfen, diese stetig auszuweiten.

Was dazu führt, die Nichterben immer wie mehr zur Aufmerksamkeitsleistung heran zu ziehen.

Oder zu versklaven.

 

Das wahre Talent gerät zum Feindbild, wenigstens, wenn es kein Geld hat.

Genies und Stimmungsbegabte, die drohen die Rangordnung oder die Achtung des Geldes umzukehren, werden in der Konsequenz als Feinbild verfolgt und gejagt.

Gefördert wird letztlich nur, was den Erben und ihren Ansprüchen Stimmung macht. Ihre Ansprüche aufgeben, das wollen sie natürlich nicht.

So als Gott es ihnen verboten hätte.

Ihr schlechtes Vorbild beim Auflösen gerät, da sie in der Rangordnung oben stehen, da, wo auch die Lehrer und Lehrerinnen zu finden sind, zum unwanted Nachbild oder zu der mittlerweile recht unbeliebt gewordenen Ex-und-Hopp Kultur.

Alle werden eingezogen, sich verfolgt von diesem Wahn zu fühlen, so wenig wie möglich herzugeben und soviel wie möglich dafür zu verlangen.

Anstelle des Liebes-, gerät der Kriminalroman zur kulturellen Tagesdebatte. Grausamkeiten allgemein finden Beifall.

Man könnte also von einer Beutekultur sprechen, oder von der Kultur der Erben, die versuchen, ihren overunity Zustand bis ans Ende aller Tage zu retten.

Das Schicksal der Menschheit kann nicht das Schicksal der Erben sein.

Oder, es ist mit der Gattung zu Ende, denn da gibt es keinen weitern Entwicklungsweg.