Geldeigentum

Der Titel enthält vorsätzlich einen schlecht gewählten Ausdruck.

Geldeigentum. Schon mal gehört.

Wenn nun aber Geld nichts anderes als eine Abstraktion von Aufmerksamkeit ist, die gespeichert und abgerufen werden kann "on demand", so stehen wir vor einem Ungetüm, das sich etwa wie folgt zusammen setzen lässt:

Eigentum an Ansprüchen auf Aufmerksamkeit.

Der Anspruch auf Aufmerksamkeit nun aber, so sagt uns unser Stimmungsprotokoll, will verdient sein.

Wer kommt und ungefragt Aufmerksamkeit für sich und seine Belange oder "Interessen" fordert, wird auf der realen Szene Vorort gewöhnlich für einen Rüpel genommen.

Der Begriff des bürgerlichen Eigentums nährt sich von der positiven Sache, dass man etwas erworben habe, sich erarbeitet, mit Geschick gewonnen, und die hieraus erwachsenen Ansprüche auf Aufmerksamkeit erscheinen tadellos.

Aufmerksamkeit auf Abfrage ist eine sklavische Form der Hingabe. "Du höre, spricht mein Schwert!"

Einer solchen Anforderung zu dienen muss zumindest im weiteren Sinne gerechtfertigt sein.

Das Resultat sonst wäre schlechte Stimmung. Wenn man es genau nimmt, beiderseits.

Eigentum verpflichte. Wie ein Wurmfortsatz schleppt sich dieser Paragraph im Deutschen Grundgesetz hin.

Den Erben von Eigentum auf Ansprüche auf Aufmerksamkeit soll keinen Strich durch die Rechnung gemacht werden.

Sie dürfen über ihr Eigentum frei entscheiden.

Zwischen Besitz, Goldbesitz und Geldbesitz oder Derivaten wird keine Unterscheidung gemacht.

Aufmerksamkeit und Stimmung werden unterschlagen.

Der Mangel wird ersetzt mit Rechtfertigungslitaneien, die sich in Zahl und Maß schier unbegrenzt in jeder gut sortierten Buchhandlung noch immer aufspüren lassen.

Durch die Übertragung der Ansprüche, notiert in Geld, in der Generationenfolge passiert das Unvermeidbare.

Nicht nur Grund und Boden des elterlichen Besitzes sowie aller sich darauf befindlichen Immobilien und Einrichtungen werden übertragen, sondern auch alle Sklaven, die sich aufgrund eines Geldbesitzes in Bewegung setzen lassen, und, was für ein Vorteil für diese Auffassung, die meistens auch nichts von ihrem Schicksal ahnen.

Aufgepasst. Philosophisch ein höchst interessanter Vorgang.

Nicht wahr, das Böse ist Böse deswegen, weil es sich nicht auflösen, sondern verewigt sehen will. Dies deshalb, um der Strafe beim Auflösen zu entgehen.

Sich Unsterblichkeit wünschen kann nur die schlecht auflösende Figur. Zeit gewinnen, damit das Gute, endlich, kommen möge.

Aufmerksamkeit kreiert Rangordnung. Bildet Geld die Rangordnung, dann kann diese Position der Auflösung, - viele meinen, das eigentliche Leben -, übertragen, gewissermaßen konserviert werden.

Der patriarchale Beutegänger ist überaus glücklich, wenn er sieht in seinen letzten Zügen, dass sein Werk gelungen ist, nämlich, das, was ihn ausgemacht hatte zuletzt tel quel übertragen wird, soviel, wie diese Ansprüche in der Buchhaltung ausmachen.

Als homo oeconomicus hat also demnach die Gattung eine Stufe einer eher den Götter zugedachten Auflösungsspäre bereits erklommen.

Die in Geld gefassten Ansprüche auf Aufmerksamkeit sollen sich bis in alle Ewigkeit erhalten.

Ansprüche auf Aufmerksamkeit dürfen nicht vererbt werden.

Das Resultat ist jedes Mal verheerend, je tiefer Geld in die Leistung eindringt, die mit Aufmerksamkeit erbracht werden kann.

Zwang und totale Kontrolle werden am Schluss angehäuft sein weil der Kreislauf der Schöpfung angehalten wurde, um solchen Ansprüchen genüge zu leisten, die sich ihrerseits keinen Zwang antun, diese stetig auszuweiten.

Salomo nicht vergessen zu lesen, wenn schon, und was dieser in der Frage angemahnt hat.