Geld und Emanzipation

Das absolut Widerlichste, was man sich mittlerweile im Zusammenhang mit Geld vorstellen mag ist der Umstand, dass die Sache an und für sich gut, edel und nützlich ist.

Wenn unsere Zivilisation derzeit danach aussieht, als würde sie jämmerlich zugrunde gehen, dann darf man das nicht diesem Umstand anlasten, Aufmerksamkeit ausgetauscht zu haben in Form von Geld.

Ich will hier nicht daran gehen, all die fantastischen Projekte und Unternehmen aufzuzählen, die nach wie vor unsere höchste Aufmerksamkeit verdienen, die nicht zustande gekommen wären ohne diese Abstraktion, Aufmerksamkeit in überproportionalen Quantitäten zu verschieben als wie sie in Wirklichkeit geleistet werden kann.

Auf dem Hintergrund unseres barbarischen Herkommens gewinnt das Mittel seinen emanzipatorischen Effekt, den es ohne diesen nicht hätte.

Stadtluft macht frei, weil man in der Stadt Geld machen kann.

Wer Geld hat, kann bestimmen. Egal, was.

Unter den Bestimmungen wird die Bestimmung, Nein sagen zu können als eine der vornehmsten gehandelt.

Ich habe dich nicht mehr nötig. Dieser Satz gewinnt seine befreiende Wirkung nur dadurch, dass die Not eine emanzipatorische Steilvorlage war.

Eine unnötige Not, der zu dienen nur dieser zur Inszenierung noch größerer Nöte dient - nun aber ist eine Möglichkeit da, diesem Teufelskreis zu entfliehen.

Geld sieht man nun in der Rolle, die dem Funken zugeschrieben werden, die eine Revolution auslösen.

An einem schönen Tag platzt einem der Kragen, wenn man genug von dem hat, was man nicht mehr möchte und fähig wird, eine Aufmerksamkeit, die nicht mehr angebracht ist aufzulösen.

Weil man reif geworden ist genug Geld zu haben, oder sich den Lohn für geleistete Aufmerksamkeit woanders suchen kann.

Da, wo es sich besser rechnet.

Man sieht, die Sache ist relativ. Da, wo es sich besser rechnet tut es das deswegen, weil noch keine Aufstände stattfanden.

Wie auch immer, mehr Freiheit, als wie man Geld hat war nie. Verzicht auf Betteln, Schöntun und ätzendem Schleimen.

Man könnte aber auch sagen, der Umgang mit abstrahierter Aufmerksamkeit sei noch nicht richtig entwickelt.

Wenn man sich die Sache mit Ruhe anschaut, dann könnte man zur Ansicht gelangen, da sei durchaus noch mehr mit zu machen.

Die Freiheit, durch Besitz von Geld zu entscheiden, hat uns in das bislang höchste Stadium unserer Entwicklung gebracht auf das wir durchaus so etwas wie Götterstolz entwickeln könnten und zwar gemäß der Formel, dass je mehr frei entscheiden können, umso mehr Brutto im Sozialprodukt.

Von den Unfreiheiten, die Voraussetzungen zur Etablierung des Geldverkehrs waren und noch immer sind sich zu befreien, dazu lädt das Mittel noch immer ein und ich meine, es kann in diesem Sinne nicht außer Kraft gesetzt werden.

Was wir jetzt erleben, das ist der Zusammenbruch des Patriarchats, letztlich der Vorstellung eines üblen Witzes, der darauf hinaus läuft, zu lachen bevor das Ende dessen, worüber gelacht wird erreicht worden ist.

Aus diesem Zusammenbruch, ich drücke die Daumen, wird hervor gehen ein faires Betragen im Umgang mit Geld, oder, was dasselbe ist, mit Aufmerksamkeit.