Krieg als Stimmungsmacher 

 

Dichtung und Wahrheit des Patriarchats

 

Sowenig wie es sich diejenigen schwer gemacht haben, von andern Schutzgelder zu erpressen, so wenig mache ich es mir schwer, sie dafür haftbar zu machen für das, was ich sehe wenn ich zum Fenster hinaus gucke.

Das Patriarchat. Verkleidet als Männer und Frauen, die gelernt haben, es zu vermeiden, sich direkt in die Augen zu sehen.

 

Eine Handlung, die das Auflösungsinteresse eines Nächsten gefährdet, ist aus dem Affekt eines Widerstandes heraus ausgeführt, auch wenn dieser Widerstand organisiert wird, noch immer eine ganz der Stimmung verbundene Geschichte, dieser verhaftet und solange dies, sprechen wir noch von keinem tragbaren Wirtschaftszweig.

Die auf Beute und Übervorteilung berechneten Kriege werden nur zum Anschein in einen solchen Affektzusammenhang gestellt, damit das vorgesehene Dreinhauen vor Ort dann auch tatsächlich zustande oder zu Fall kommt.

Das Geschäft mit dem Tod ist schädliches Bewusstsein für die Befindlichkeit des Heldentums auf dem Schlachtfeld.

Zu töten, um Geld und Dienstleistungen zu erpressen - das Recht des Stärkeren sieht nicht gut aus in diesem Zusammenhang, es sei denn, man trage nadelgestreifte Anzüge plus schwarze Brille und halte unverbrüchlich fest an der Nobilität, das Unangenehme am Geschäft von den weniger Stärkeren beseitigen zu lassen.

Das kommt gut ins Bild. Ein zivilisierter Mensch. Er bückt sich nicht.

Wenn es denn vor Gericht muss: Vater aller Dinge, die sich als Dissonanz von den gepflegten Manieren der Natur abheben, ist dieser Quell, wo besonders viel Blut auf das Kommando hin sprudelt, um, wie behauptet wird, alle, die dabei sind, so reich wie möglich dadurch werden zu lassen.

Soviel Niedertracht will belohnt sein und der Lohn erscheint nicht schlecht, wenn man die vielen Angebote durchblättert, die allein für die Sieger aufgelegt werden.

Mit den geraubten Sachen lässt sich der Stress auflösen, davon wird ausgegangen, den es gekostet hat diese zu erringen.

Ob dies gelang, die Ruhe nach einem Raub wieder herzustellen, darüber Debatten, die zwar ins Endlose aber nicht zu Nichts führen.

Über den Wolken, auf einem Liegestuhl vor dem Swimmingpool richtet der Patriarch sich einen Ersatzhimmel ein, gemäß der ewig erscheinenden Vorlage, Ruhe und Frieden zu haben.

Ein nahezu Paradies begründend, in Schuss gehalten durch die bei der Verteilung zu kurz Gekommenen, die deswegen nicht selten mit Flügeln abgebildet werden, weil sie keinen Boden mehr unter den Füßen haben, auf dem sie ebenerdig neben den Liegestühlen zu stehen kommen könnten.

Als Vergnügen sich herum gesprochen habende Taten werden im Schatten der ruchbaren Tat nachzuahmen versucht, die sich in der Regel dann auch als solche bewähren, solange man sich nicht allzu weit aus ihrem Schein entfernt.

Zweifel schleichen sich durch die Lande allerorten wo sich solches vollzieht, ob das alles so richtig sei.

Skepsis, Zweifel, Widerstand, Aufstand, Revolution und was das Wichtigste ist von allem: immer wieder Krieg hervor rufend, so dass sich die Sache, einmal damit angefangen, wie ein runing Gag durch die Karawane der Geplagten schleppt, die mit Kriegen das Paradies verstimmt haben in der Annahme, sie könnten ein besseres mit dem Schwert finden.

Die Gefüge und deren Gefolge geraten sich über die Beute, und eher selten wegen deren Ansehens in Streit.

Ob das mit dem Liegestuhl und dem Swimmingpool ein gültiger Ersatz für das unter dem Schwert verloren Gegangene sei, diese Frage kommt erst lange nach der Besinnung: wieso schaffe ich es nicht in diesen Himmel, wo es doch andern so leicht möglich erscheint.

Das Recht des Stärkeren ist nicht fähig, die kreatürliche Potenz der Gattung gültig zum Ausdruck zu bringen, was auffällt besonders in den Pausen zwischen den Zügen, wenn jene Hektik wegfällt, die ein Zuschlagen einfach peinlich aussehen lassen.

Über den Zweifeln, ob das mit der Verteilung der Beute nach dem Recht des Stärkeren ein geeignetes Verfahren sei, friedliche Verhältnisse zu stiften, erhebt sich ein reger kultureller Überbau, der zu ersetzen versucht, was unter dem Recht des Stärkeren aufgegeben werden musste.

Ein produktives Nachdenken setzt ein, wo die Bedingungen nicht dagegen stehen und es zeigt sich, es ist sehr gut möglich dort, wo die Umstände es erlauben, sich dem einsetzenden Rush nach Beute zu entziehen, etwa, weil man bereits genug davon hat.

Krieg, dieser Wettbewerb verblendeter Schönheiten wird zum Beschleunigungsgenerator von Generationen, einen Konkurrenz der Grausamkeiten anstoßenden, die, wenn es besonders gut läuft damit, sich nicht selten zu steinerweichenden Formen im Mega-Format aufbläst, wie sie etwa in einem Wolkenkrater zum Ausdruck gelangen.

Wie den Göttern zum Beweis ihrer Nichtigkeit hingestellt,  stehen sie da die Tempelanlangen des guten Geschmacks, seine Nächsten mit Entzug von Aufmerksamkeit zu beleidigen.

Sich mit dem immer gewagtem Griff in die Taschen der andern die eigene zu füllen ist aber nicht die einzige ethische Neuerung, die es zur Serienreife bringt im Zuge des sich darüber entwickelnden und ausdifferenzierenden Stimmungsschadens, der sich generiert mit der Vorteilsnahme, die auf dem Recht des Stärkeren basiert oder einfach, dem Patriarchat.

Der gute Ton miteinander erfährt eine weitere Niederlage.

Wenn die Beute aus Menschen besteht, die sich zu bewähren im Hinblick darauf, ein rechtes Objekt der Stärke zu sein, aber doch mit menschenähnlichen Eigenschaften nicht zurück halten dürfen wenn es um das Verstehen der Wünsche geht, die an die Außenwände des Objekts schallen.

Über dieses Verbrechen am Gattungswitz ist bereits mehr als alles gesagt und es genügt an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass gerade der Umgang miteinander auf diese Weise das Menschlichste am Menschen zu sein erscheint.

Zwischen einem Sklaven und jemandem, der immer Ja sagen muss gibt es rangordnungstheoretisch keinen namhaften Unterschied. Beide sehen sich verhindert, ihre Aufmerksamkeitsleitung zu einem würdigen Ende zu bringen.

Aus dem Rohmaterial Mensch Gold zu machen, der Versuch ist noch nicht zu Ende.

Worte, Sätze, Paragraphen, wie sie in jeder Betriebsverfassung zu finden sind, werden mit diesem Witz geklöppelt, der die nicht namentlich, sondern nur dem Rang nach Bestimmten dazu verdammt, ihre Aufmerksamkeit ohne Ende dem Projekt zur Verfügung zu halten, aus dem Recht des Stärkeren Gold zu gewinnen.

Sklaven ist ein unschönes Wort, und es wurde deshalb fallengelassen zugunsten von Wendungen, die den Umstand Feierabend und Stundenlohn höher gewichten.

Als Fazit bleibt auf der Hand: Abhängige, die sich dem Griff nach ihrer Aufmerksamkeit nicht entziehen können, was gleichbedeutend ist, eine entzogene Würde nicht zurück zu erhalten.

Die Dissonanz, Beute und Ansprüche gegen seine Nächsten anzuhäufen schwingt frei durch die Jahrhunderte, und stellt sich vor als Harmonievorlage in jedem Gespräch.

How this guy is going to fuck me.

Der Typus des ächzend und schlurfenden Geherda und sein Gegenüber, sei froh, dass du noch am Leben bist, stellen die Extreme in der alltäglichen Konfliktsituation: wer ist oben, wer ist unten.

Wenn diese Frage klar ist, hält man dies für klar Mann oder für jene Ruhe und Ordnung, die einem nach einer gelungenen Lösung als Stimmung zur Verfügung steht.

Bei aller Liebe des Objekts für seinen Objektzustand ist doch bei allem nicht aus dem Betracht zu ziehen, dass man es immer noch mit einen übergeordneten Logos der Auflösung zu tun habe, der, obwohl in Ketten, zugleich in einem selbst auf haargenau dieselbe Weise wirkt.

Man muss sich schon eins sein, was Strafe sei zwischen strafendem Täter und gestraftem Opfer, sonst funktioniert die Angelegenheit sowohl als Strafe nicht und auch nicht, damit lange Geschichten zu veranstalten.

Eine Rangordnung hält zusammen, solange ihr Witz alle bezwingt. Der Witz bestimmt die Spielregeln.

Dass das Haha, du bist tot, was eine dem Stimmungsinhalt nach identische Formulierung für das Ausübung des Rechtes des Stärkeren ist, dass diese Sitte also der alle verbindende Witz ist, das zeigt sich insbesondere dann, wenn die Verlierer unter sich dieses Recht ebenso ausüben.

Das Recht des Stärkeren pflanzt sich als stehende Welle durch die Reihen der Beteiligten fort.

Ein Ausstieg ist nur möglich, andere Witze besser zu finden, was eine neue Rangordnung zur Folge haben würde, deren Bedingung es ist, eine die Rangordnung des Krieges bezwingendes Interesse im Köcher zu führen.

Vater ist der Krieg all dieser Dinge, deren Kerngeschäft auf diesem Recht beruht und nicht auf dem Recht der Stimmung, sich menschlich befriedigendere Auflösungserlebnisse zu wünschen.

Aller Fortschritt oder was darunter verstanden wird atmet ein im Gleichschritt der Kohorten und aus, wenn die Beute abgeladen ist.

Die Beute hat einer Intelligenz den Boden bereitet, die sich über jahrtausende ungestört der Frage widmen konnte, was man damit alles anzustellen könne, außer Wiedergutmachung.

Die Wissenschaft der Beute hat der Zeit eine Vorstellung von Zeit aufgezwungen, sie sich mit den Produkten dieser zu vertreiben, und eine Latte weiterer Errungenschaften gibt es zu vermelden, die samt und sonders auf Gebieten ausfallen, von denen heute kaum ein Mensch mehr etwas versteht.

Vater dieser Wissenschaft ist der Krieg und die Wissenschafts-Kohorten sehen wir bei der Arbeit, ihren Objekten das Recht des Stärkeren beizubringen.

Das muss man der antiken Figur Heraklit lassen, für diesen Zusammenhang ein Gespür nachgewiesen zu haben.

Der Streit jedoch darüber, ob alles Krieg sei, die ganze Schöpfung, beweist sich in dem hier gestelltem Licht als makabrer Scherz, die ethische Reform des Patriarchats auf die Spitze zu treiben.

Nicht, dass man nicht genügend Stand hätte, um auf dem mit Vorbedacht ausgelegten Steg über den tellurischen Sümpfen des Matriarchats beim Sausen mit dem geistigen Schwert nicht versehentlich auszugleiten.

Die Lilien auf dem Felde aber schlagen sich nicht die Köpfe ein, um heraus zu finden, wer von ihnen die Schönste sei.

Dieser Wettbewerb aber ist es, der uns zu jenen Gefühlen leitet, deretwegen wir sagen das Leben sei schön. Zugegeben, die Anlässe schwinden.

Das Freude machen im Patriarchat ist das Freude machen mit Beute. Um Beute zu erlangen darf man dort, wo sie aufgetrieben wird, keine machen. Das ist der Witz daran.

Und so wird das Keinefreudemachen zum Vater aller Dinge.

Keine Freude machen oder Schadenfreude.

Ein Prinzip, das einmal eingerissen, sich nicht mehr darum schert, auf wessen Kosten gelacht wird.

Es funktioniert gegenüber allen, die unter dem Zauber solcher Witze sich zusammen finden und dabei die Hand ins Feuer legen, nicht so blöde zu sein und betreten abseits zu stehen, wenn dem Recht des Stärkeren das Event Hurra winkt.

Bemerkbar daran: Wehe, wenn nicht.

 

 

Noch kurz ein paar Worte wegen dem Zusammenhang, Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit andern Mitteln.

Hier müsste noch Folgendes ergänzt werden:

Krieg bildet Rangordnung aus. Politik kann das nicht.

Man sticht mit dem Schwert oder besticht mit dem Geld. Als Beamter kann man der Entwicklung dieser Dinge bestenfalls im Wege stehen.

Die zivilisatorischen Wirkungen der Staatsbürokratie wirken nicht ansteckend genug. Zuerst der Staat, dann erst das Ich. So würde Politik als Rangordnung funktionieren.

In der Rangordnung des Geldes ist Krieg ein Geschäft, und die Politiker das Mittel dazu, damit es ein gutes wird.

Zahlende Kunden gibt es für das Spektakel genug. Alle, die an das Recht des Stärkeren glauben treten als Einzahler auf.

Männer und Frauen, die sich ohne den Rahmen Krieg, der sie definiert, verloren vorkämen, eine Menge Missgestimmte, die ihrer verlorenen Würde nachrennen, sowie jene Geister, die es verstehen, aus diesen Gruben der Herzen Geld zu schöpfen - diese Dinge treiben die patriarchalischen Hierarchien immer wieder in den Pfuhl hinein, aus dem heraus alles wurde, was werden konnte, wenn man einen Vater zum Grund aller Dinge veranschlagt hat.