Stimmungsschaden oder Sünde

 

Kurz vor einer Kriegserklärung

 

Dadurch, dass sich etwas nicht richtig auflöst, entsteht ein Auflösungsschaden.

Unsere Aufmerksamkeit, die sich durch fortwährendes Auflösen erhält, ist von solchen Schäden nicht ausgenommen.

Man könnte von Schranken der Erkenntnis sprechen, wenn ein verflixtes Interesse sich nicht auflösen will so wie man dachte, dass es sollte, allerdings auch von einem Auflösungs- oder Stimmungsschaden, von einer Verstimmung oder Trübung des Bewusstseins.

Von falschen Tönen und Taktlosigkeiten.

Von Mord und Totschlag.

Noch einen Griff tiefer in diesem Obduktionsbereich und wir packen die Sünde.

Sünde ist ein Verbrechen oder strafwürdig falsches Hantieren an der Logik der Auflösung, die unserer Gattung, unserem Auflösungskönnen ab Montage vorgibt, was sich, und was sich nicht, bedingt durch einen Körper wie der unsere mit seinem anspruchsvollen Auflösungsvolumen, gut oder schlecht auflösen lässt.

Die Sünde performiert bequem im Rahmen dieser Theorie.

Sünde kann sich auf alles beziehen. Ihre Existenz bejahen, das führt automatisch zu der hier grundgelegten Voraussetzung, dass Stimmung alles sei.

Und somit dem Erhalt dieser alles.

Das Allesumfassende des Begriffs lädt ein, ihn gerade an dieser Stelle zu implementieren, wo aufgelöst wird.

Als Folge einer Stimmung, die drangsaliert wird und drangsaliert oder auf einen schrägen Trip gekommen ist und in schlechter Stimmung oder Verstimmung ventiliert.

Die Theologie an den Harnisch gefasst. Kein Herr, kein Gott, nur Logik der Auflösung.

Damit auch keine Sünden und Gotterzürnen, sondern nur Auflösungsfehler und Konsequenzen.

Der Logos der Auflösung steht an der Stelle, genau da, wo das Wirken der Götterfiguren eingespielt wird.

Erste Sünde im Kapitel der Theologie folgt hieraus logisch.

Nicht an Gott glauben.

Diese Sünde bedeutet gleichviel wie nicht daran glauben, dass aufgelöst werde, und dass als Folge dieser Auflösung Stimmung entsteht, die wiederum nicht so einfach aufgelöst werden kann, oder, dem Gefühl von Strafe, das ein Stimmungsschaden bewirkt, kann niemand entgehen.

Die Lehre vom Auflösungssynonym Gott als imaginativer Monolith zuständig für alles, ist Folge einer Wiederbelebung religiöser Rangordnung, die ehedem konkurrenzlos war.

Als es noch keine Kriegsgötter gab.

Historisch gesehen ein reaktionäres Bemühen, das Erfolg haben konnte, weil die Auflösungsobliegenheiten mit Geld die spätantike Gesellschaft über die bekannten Mechanismen, die nicht mehr beherrscht werden konnten, auseinander brachte.

Ein schon lange verlorenes Himmelszelt soll über den Sünden der Waffen und ihren Rangordnungsgebräuchen, sowie der sich bereits bestens eingenistet habenden Rangordnung des Geldes wieder eingezogen werden.

Eine Auflehnung der an der Wiedereinführung des religiösen Interesses sich aufrichtende Bewegung, die sich abstütze auf Vorstellungen zu einer Zeit, als die beiden andern Interessen, Waffen und Geld, noch keine hierarchiebildende Rolle spielten.

Der zwanghafte Charakter von Sünde und Strafen, hat die religiösen Struwwelpeters für Erwachsene in den Rang angehoben, durchaus noch agil und frisch gegen Legionen zu wirken, oder gegen eine Staatsmacht im Zerfall.

Wie viel Märtyrer oder Muskel hat es gekostet, diesen Murks durchzusetzen. Er war nur möglich, weil die beiden andern, angeblich bewährten Auflösungsmuster, ihr Ding nicht mehr weiter zu treiben wussten.

Die Entwicklung der Technik gebot Schranken, die wir heute mühelos übertreten. Im Herstellen von Massenvernichtungswaffen existieren keine Grenzen.

Der Technik, mit Geld Aufmerksamkeit und Stimmung zu manipulieren, gelang keine schöpferische Weiterentwicklung. An dieser Grenze stehen wir heute wieder.

Der Stimmungsschaden, die emotionalen Verhältnisse der mit dem Diktat oder dem Verbrechen an der Aufmerksamkeitsleistung den monotheistischen Religionsauffassungen zuvor kommt, die Rangordnung der Ehre auf Waffen, macht die ins Auge gefassten rigiden Belehrungsmittel und Instrumente der Indoktrination mittels Strafen und Sünden erst verständlich.

Man möchte was im Köcher haben, das gegen diese Mittel der Bestimmung, wie sie Geld und Waffen darstellen, ankommt.

Das geht nur durch Wunder.

Eine den Einsatz von Waffen rechtfertigende Religion. Eine, die fähig ist, auch die Reichen in ihre Schranken zu weisen, wenigstens als Vorgabe.

Erklärbar wird das stete Fehlen, wenn es darum geht, keine Sünde zu begehen.

Die Hierarchien, die sich zur Erzeugung von Aufmerksamkeit auf Gewalt abstützen, heiligen Ihren Erlöser in der Beute, die im Weinberg der Waffen einbringbar sind.

Haha, du bist tot. Sagt ihnen dieser Gott oder diese Formel der Auflösung.

Da die Beute alles hergibt, was man zum Leben braucht, ist es mitunter schwierig, im Hahn-Anteil der kontemplativen Berechnung eine Sünde zu sehen.

Wenn Waffengewalt sanktioniert oder geheiligt oder das Medium ist, dass zu der höchsten Aufmerksamkeit führt, dann wird die Sünde geehrt, mit Zwang Genüsse herbei zu führen, die nur unberührt genießbar sind.

Der Zwang heiligt die Mittel und die Theologen werden dieser Vorgabe nicht direkt widersprechen und das jeweils tauglichste Mittel absegnen, dass ihnen Frieden auf Erden gewährt.

 

Wie gestaltet sich eine Stimmungslage, koordiniert durch ein Schwert.

Haha, sagt der eine und der andere, wenn er sportlich ist, gut gemacht.

In der Praxis, so hat es sich gezeigt, ist er froh, wenn er am Leben bleiben darf.

Eine Sünde, denn unter diesen Bedingungen steht es schlecht mit seinem unverzichtbaren Verlangen nach gattungskonformer Auflösung.

Verdammt wird er sein oder ziemlich schlecht auflösen, so dass es einer Sünde gleichkommt.

Der, der ihn am Leben lässt, kann sich noch einen ans Bein streichen. Von wegen Humanität.

Nochmals mindestens eine Sünde, wenn nicht schier unzählige mehr.

Das Nichtauflösen der Sünde, anstelle für die Nächsten da zu sein, auf sie herab zu sehen, führt auch hier zu Stimmungseinbußen, die besonders da ins Auge springen, wo es um großartige Gastmähler geht.

Stimmungsschäden gehen nur als Glück auf, wenn sie aufgelöst werden.

Wenn sie nicht aufgelöst werden, dann folgt "one damned thing after the another", solange, bis der Schritt vollzogen wird.

Ungläubige, die nicht an die Folgen religiöser Schädensbehebung glauben, können mit den üblichen Mitteln, gemartert, betrogen, versklavt, gekreuzigt, vergewaltigt und beraubt werden.

Das kann man hüben wie drüben nicht als besonders glückhafte Auflösung verstehen, besonders, wenn es einem nicht gelingt, hiervon genügend Abstand zu halten.

Um Zwang zu erliegen, muss man genötigt sein. Um einen Nächsten zu nötigen, die eigene Not oder das Empfinden davon zu lindern, muss eine solche vorhanden sein.

Der Begriff Sünde oder das Verständnis von Auflösungsfehlern konnte sich erst bilden, nachdem Sünde begannen wurden, und zwar nicht von assozialen Subjekten, sondern an höchster Stelle vorexerziert und wird sich so lange am Leben erhalten, wie Stimmungsschäden auf dieser Ebene begannen werden.

Richtig, es die größte Sünde zu nennen, von der sich alle weitere ableiten lassen: Nicht daran glauben, dass das, was gegessen wird, auch verdaut werde müssen.

Oder, da sei kein Gott der gerecht sei.

Sünde bezieht sich auf die Stimmung und da darauf, keine Auflösungsfehler zu begehen.

Wenn nun aber das, was des Kaisers sein soll, nichts anderes fordert, als fortwährend Sünden oder Auflösungsschäden zu begehen, kann man dann darauf verzichten, an seinen Veranstaltungen teil zu nehmen.

Sünde, Sünde, liebe Sünde, etwas anderes, als Sünden zu begehen kommt so gut wie nicht mehr vor und geschaffen ist ein Situation, in der der Tugend keine andere Rolle bleibt auf dem Parkett ihrer sozialen Bewährung, denn als Sünde zu verkehren.

Der Stimmungsschaden, der das Patriarchat groß gemacht hat ist noch immer ungefragt die treibende Kraft, das heißt, Geschichten und Geschichte verursachend, soviel, bis der Schaden behoben wird.

Top angesehen ist diese Sünde, bei allem, was man unternimmt, zuerst auf sich selbst zu achten und erst dann die Hingabe an die Auflösung wagen, so, wie es meist sehr missverständlich geschrieben steht und noch viel zweideutiger gelehrt wird, wenn einem nichts anderes mehr übrig bleibt.

Aus der Geschichte wurde nichts gelernt in dem Sinne, das es behilflich sein könnte in der gegenwärtigen Auflösungskalamität.

Die Frage stellt sich, können wir der Konsequenz der bereits indizierten und unaufgelösten Auflösungsfehlern noch entgehen.

Die Auflösungsfehler, auf denen man steht, werden ungern gesehen, als sei es der Ast, auf dem man sitzt und sägt.

Wenn man erkennen würde, warnte Luther, wie groß die Sünde sei, können man das nicht durchstehen, ohne zu der von ihm bevorzugten Lektüre zu greifen.

Genau das war die Aufgabe.