Gattungswitz

Der Begriff Gattungswitz ist eine eigene Schöpfung. Witze haben in der Wissenschaft nichts verloren. Der Versuch einer ernsthaften Begründung wird angeboten.

Aus der Betrachtung, wie jedes Ding seine Auflösung erfährt, lässt sich der Witz abstrahieren. Der Witz, oder die Art und Weise wie sich etwas auflöst. Das erscheint sowohl von den Umständen abhängig wie auch der Technik, wie vorgegangen wird, von einem Rezept.

Mengentheoretischer Approach. Gemeinsame Eigenschaften. Aus dem Winkel der Auflösung betrachtet sind gemeinsame Eigenschaften jene, die sich auf dieselbe Art und Weise verflüchtigen, auflösen und sich dabei gleichartig in Szene setzen.

Der Witz einer Gattung, wie diese beliebt, sich aufzulösen, ihr Rezept, ist keine idealistische Begriffsschöpfung oder eine nur zur theoretischen Überbrückung von geistigen Schwachstellen ausgelegte Leiste.

Die Vorstellung gelingt zwar gut auf dem Hintergrund des Ideals, dem Witz der optimalen Auflösung, aber auch auf gesichertem Boden hinsichtlich dem, was wir wissen über die Entstehung der Arten.

Damit so etwas wie eine Ameise Sinn macht im Auflösungskonzept, müssen die Umstände so ausgelegt sein, dass es für diese Gattung ein Segen ist ihre Art zu entfalten.

Mit leeren Versprechungen wird es kaum gelingen, eine neue Lebensform an die Tafel der Schöpfung zu bitten.

Dem Begriff Gattungswitz entsprechen viele Befunde.

Religion. Hier am nächsten die monotheistischen Vorstellungen. Ein Gott, ein Witz, ein Rezept der Auflösung, abgestimmt auf unser Auflösungsvermögen und den Umständen, in denen es sich zu bewähren hat.

Der Begriff der Vernunft. Als vernünftig steht da, was mit dem Gattungswitz vereinbar erscheint.

Der gattige oder der gute Ton, mit dem einander begegnet wird, ausgedrückt als Freude, einem Nächsten oder einem nach demselben Bauplan konzipiertem, anspruchsvollem Auflösungsmonster zu begegnen.

Das Benehmen, zu dem wir immer wieder finden, selbst in aussichtslosen Lagen, getragen vom Stolz oder diesem Witz, sich in jeder Situation zu bewähren.

Die Nichtfreude an einer solchen Auflösungsbegegnung hat Konsequenzen, muss sie haben, geht man von der führenden Position der Auflösungsbestimmung oder dieser flugschreibenden Instanz Gattungswitz aus.

Der Umstand, eine Gattung werde ihrer Aufgabe nicht mehr gerecht, wird reziprok Ausdruck finden als schal gewordener Witz.

"Das ist aber gar nicht lustig, was Sie mir da eben geboten haben." Das bedeutet nicht sofort den Untergang der Gattung, wird aber in diesem Spiegel vereinbart.

Schließlich das Thema Moral. Die gemeinsam verübte Stimmung muss einen Vergleich aushalten können mit der Bestimmung der Auflösung, deretwegen eine Gattung in die Welt gesetzt worden ist.

Der Zusammenhang von Gattungswitz und Moral muss man sich so vorstellen, dass in der Stimmung dieser Witz eine führende Stellung einnimmt.

Die gemeinsam verübte Stimmung kann tief hängen. Dann kommt der vom Gattungswitz inspirierte Witz auf die Zunge, wie man daraus wieder eine gute, regenerative Stimmung draus macht. Oder auch nicht.

 

Die Schwierigkeiten der Vorstellung ergeben sich daraus, dass es unserer Vernunft gelang, Grundlagen für die Einbildung zu schaffen, den Konsequenzen der Verletzung des Gattungswitzes könne man, wenn man nur clever oder schnell genug sei, entkommen.

Handfeste Tatsachen, die keine Freude bereiten. Ein kurzer Schauer der Auflösung gefolgt von lang anhaltender Missstimmung ist die angedachte Strafe für Abweichler die glauben oder sich in der Stimmung wiegen, sie hätten es geschafft, ihrem Gattungswitz den Abschied zu geben.

Der Versuch ist noch nicht aus der Phase des Experiments, auch wenn es schon seit Generationen andauert.

Aus diesem Bezug von Gegebenen und Witz seiner Auflösung wurde gedacht, könne man sich lösen. Frei sein vom Wust solch tellurischer Sumpfbestimmung.

Die Illusion der Unendlichkeit wurde in die Welt gesetzt, als Bild und nicht als Stimmung. Der geometrische Ausblick auf die Unendlichkeit war hilfreich dabei, den Endlichen die für sie gültige Perspektive zu versetzten, nach außen und in die Ferne zu verlagern, entgegen dem Gattungswitz der Auflösung, der eher nach einem Mittelpunkt drängt.

Als wäre es unendlich lang möglich, resultiert aus dieser Vorstellung der Endlosigkeit, endlos zu wachsen, größer zu werden, höher zu steigen, weiter oben und noch weiter oben anzukommen, der Unendlichkeit immer eins hintendrauf.

Ganz ohne Bezug zu diesem Witz, der sich nur dann erweist, lustig ist oder Lust entfacht, wenn die Sache mit dem Auflösen gut klappt.

Sich öffnen nach unten, und die Stimmung steigt. Dies könnte die prima Formula unseres Gattungswitzes sein, aber ich will mich nicht darauf  versteigen.

Das Thema hängt mit einem noch zu schreibenden zusammen. Der Rangordnung der Natur. Oberster Rang nimmt hier die gattungskonforme Auflösungsweise ein.

Von dieser lassen sich abgrenzen alle Bestimmungen, wie man gedacht hat, man könne dies besser machen.

Davon abgehend lässt sich die Geschichte des Gattungswitzes schreiben als Geschichte der Gattung. Als historisches Werk oder als Schwarzbuch davon.