Wo sparen

 

Unter Öffentlichkeit sich eine Plattform vorstellen, mittels der es möglich wird, das, was man sich so unter Öffentlichkeit vorstellt hinters Licht zu führen.

Nun kennen die meisten wahrscheinlich jene echt anzutreffende Öffentlichkeit nicht, wenn Journalisten zusammen in einer Kneipe sitzen, und sie dann von keinem dringenderen Rappel geplagt erscheinen, als sich von ihren Sünden weiß zu trinken, die sie in der Redaktion hinterlegt haben.

Dass das Volk dumm ist so wie die Oben, diese Auffassung erhält sich in diesem Milieu als stehende Welle, nicht auf der Ebene von Geschwätz sondern dem Berufsethos.

Das erste ist bewiesen dadurch, dass sich die Ware absetzen lässt. Das andere, weil die oben offenbar nicht bemerken, dass wir insgeheim anderer Auffassung sind.

Der Fußtritt nach beiden Seiten sichert im Angesicht der Nächsten die Reputation oder menschliche Zurechnungsfähigkeit. So blöde sind wir nicht, um uns hinter dasselbe Licht führen zu lassen, das wir den andern stellen.

Wie viel darf man sagen, wie viel darf man bringen, ab wann gibt es eine Entlassung. Immerhin. Das habe ich durchgebracht. Immerhin, dort ist etwas gestanden, das die Oben offensichtlich übersehen haben und wenn dir das nicht genügt, dann geh doch zur linken Presse und schau mal zu, was es dort zu verdienen gibt.

Das muss man wissen, um den Stab über dieser Kategorie von Jobbern nicht zu brechen. Sie unterliegen demselben Gesetz, wie es in jeder Betriebsverfassung steht.

Wer befiehlt, zahlt mindestens später.

Lungern denn nicht schon genug Menschen ohne rechte Beschäftigung herum, die sehnlichst darauf warten, etwas herzustellen, dass die andern kaufen könnten.

Wohin anders kann es führen, als dass es noch mehr von diesen geben wird, wenn überall danach getrachtet wird, dasselbe zu tun und sich dieses Volk zu ersparen.

Dieser einfachen Logik kann man sich schlecht entziehen.

So dass es kommt, dass der Journalist, der eben noch recht subtil über Ansätze zur Hoffnung im Gesundheitswesen zu unterhalten wusste, sich endlich den Schaum vom Munde wischt und ein lautes "Das ist doch alles eh nur noch Scheiße" in die Runde dröhnt, um sich seinen Rang hinter der Hand nicht zu verspielen.

Die Aufgabe wird anspruchsvoll, als Öffentliche Meinung zu bestreiten, etwas sei richtig, im Prinzip wenigstens wohlauf, das heißt, grundsätzlich lebensfähig, best möglich erhältliche Stimmung überhaupt und noch immer ganz auf der Linie: zum Wohl aller, vertrauenswürdig, wenn die Praxis, worauf sich diese plaformierten Moral beruft, dieser Würde in alle Himmelsrichtungen spottet.

Davon zu sprechen, dass die großen Familien nun eine Runde unter sich auszumachen haben und deswegen das Personal vor die Türe bitten, oder vom Entsetzen einer Nacht, bevor der Sheriff kommt um Wohnung oder Haus an die rechtmäßigen Besitzer zu übergeben, die allerdings in den meisten Fällen bereits eines haben, davon zu reden, dass nun all diejenigen, die zum ehemals gelobten Wohlstand Hand angelegt haben, die Millionenheere der Werktätigen nun ungebetene Gäste sind, das das geht nur ohne Schaum vor dem Mund.

Über drei Millionen Zwangsräumungen in den USA in einem Jahr. Tendenz, so wie das nicht mehr anders zu erwarten ist.

Anstelle dies nun einfach zur verbieten, was in der menschlichen Optik auf die Oben und ihrem angedachten Vermögen, oberhalb von Gläubigern und Schuldnern zu agieren gesehen zuerst auf der Hand läge, arbeitet die Öffentliche Meinung sich erst an den Punkt dieser Erkenntnis heran, wobei, wie schon gesagt, darüber nicht wirklich berichtet werden kann.

Zuviel von dem, was ansonsten gesucht ist und ankommt, Emotionen.

Wenn zwangsgeräumt wurde, dann stehen die Exilierten da in einem Zustand nicht viel anders als dem, "ausgebombt" worden zu sein und dürfen sich überlegen, ob sie es noch drauf haben, draußen zu campieren und auf den Bäumen rumzuklettern.

Wie sieht die Zwangsräumung von Talibans in Afghanistan aus, wenn zuhause die Geschoße einschlagen.

Interessante Fragen. Dürfen aber nicht gestellt werden, denn sie trüben das Bild, das man sich gewöhnlich vom Lauf dieser Dinge macht.

Insbesondere darf diese Frage nicht gestellt werden, wieso sparen und sich das Geld nicht dort holen, wo es vorhanden ist oder zumindest vor kurzem noch gesehen wurde um den Kreislauf der Aufmerksamkeit wieder in produktive Bahnen zu bringen.

Solche Fragen lässt der Chef aber nicht durchgehen. Diese Frage ist so gut wie ein Berufsverbot.

Der oder die Journalistin fragt also: Wird bei der Bildung gespart, Nein, beim Militär, Nein, bei den armen Kindern, sicher nicht, aber dann wird's bereits schwierig, das Richtige nicht zu treffen.

Wo sparen. Aha. Da also.

Dass jedes angestrebte Leid sich anders auswirken werde als wie angestrebt, daran zweifelt kein ernstzunehmender Mensch. Eingespart wird die Würde, an diesem Sachverhalt etwas zu ändern.

Ansparen oder sich etwas ersparen, worum es hier hauptsächlich geht, ist nicht dasselbe, obwohl beides als Sparen memoriert, und so erklärt sich der Wohlklang des Unternehmens, sich noch mehr an der Aufmerksamkeit für diejenigen zu vergreifen, von denen man hofft, dass diese es bereits soweit gewohnt sind wie sie erscheinen, und zwar so, als ob sie nicht genug von dieser Würze des Schicksal aufnehmen könnten, oder, Aufmerksamkeit für diese wäre soviel Wert wie Entzug.

Das Sparen von dem die Rede ist, pflegt semantisch mit der Vorsorge Idee, wie sie im Bild des Sparschweinchens zum Ausdruck gelangt, nur noch umgekehrt proportional Verwandschaft.

Ein Haufen von Ärger soll angespart werden für den Tag X an dem heraus kommt, dass nicht immer alles Wort und Buch getreu verläuft.

Es hat sich, außer der Schieflage, ja auch nicht wirklich etwas geändert.

Professionelles Handwerk an der Angelegenheit: nicht nur die Schieflage, sondern auch die Dynamik "so wie immer" kombinieren dahin gehend, den lieben Nächsten eine gut gemeinte Empfehlung auszusprechen, sich die Ohren steif zu halten und sich nach weniger blendenden Sparideen umzusehen, Gold zum Beispiel.

Man kann eh nichts mehr machen. Eine Bruchlandung erfolgt demnächst. Bis dahin. Prost.

So Zuspruch viel kann inzwischen straflos riskiert werden. Was nun aber bereits verdächtig ankommt, es sind nahezu dieselben Stimmen, die für das bereits beschriebene, synthetische Öffentlichkeitsgemisch in Übereinstimmung mit der Schieflage stehen.

Ich sehne mich zurück nach jenen klüglich temperierten Stimmen, die die Würde des Eigentums heraus zu schälen wussten, so das es glänzte, vereinbar mit der Wirkung des Sonnenscheins.

Das Menschenrecht allererste Sahne. Mein Eigentum. Das Eigentum. Das immer geschützt sein werdende und von uns hochheilig gepriesene Eigentum. Grundgesetz, wo ist die Flöte.

Diese gefreuten Vorstellungen einer drögen oder auch bourgeoisen Auflösungskalamität nun alle erfahren eine Rosskur durch Realitäten, so dass das Erinnern daran eine subversive Qualität gewinnt.

Auf die Strasse, auf die Strasse, heißt es nun überall, aber nicht von den Massen, sondern von Vermietern und Arbeitgebern, während "der Deutsche" über "den Griechen" studiert, wieweit es angeht, ihm denselben Tritt zu verpassen, ohne es dabei zu einem Clinch mit der Antike kommen zu lassen.

Hinter geschlossenen Türen findet ein Kampf statt, der die Öffentlichkeit nicht zu interessieren hat.

Die Vorhänge sind geschlossen, die Türen dicht zu. Das erlösende Wort fällt: Nun sagt mal ehrlich, wer von euch hat noch richtiges Geld. Die Damen und Herren stehen etwas betreten im Raum und schieben sich das, was sie dafür halten, gegenseitig in die Schuhe.

Keiner verlässt die Runde bevor nicht ausgemacht ist, wem die Aufmerksamkeit gehört, die real nach der Konferenz noch aufzutreiben sein wird für denjenigen mit dem meisten, "echten" Geld.

Wieviel das noch sein wird. Keine Ahnung. Aber für den einen wird es bestimmt ausreichen.

Sähe sich die Rangordnung des Geldes unter einer unserem Verständnis nach berechenbar höheren Instanz gestellt, einer Ordnungsgröße, die bei Stau der handelbaren Würde Aufmerksamkeit eingreifen könnte, und das Ganz so aufwühlen, dass da nicht mehr gestaut werde, und alles so in Fluss käme, wie es ja auch mal versprochen wurde, dann gäbe es Handhabe, sich etwas zu ersparen, nämlich das High-Noon der großen Familien, die, man weiß es zur Genüge, nicht davor zurück scheuen, das Personal in ihre Geschichten mit hinein zu ziehen gemäß dem Recht des Stärkeren, seinen Nächsten bei der Blutprobe zuvor kommen zu lassen.

Wenn es dahin kommt, wo der Preis für das Gold jetzt schon ist, wie es aus verschiedenen Quellen im Internet bereits öffentlich mehr als nur gemunkelt wird, nämlich, dass demnächst ein Supergau an der Börse zu erwarten sein wird, mit den schlimmsten Folgen für das "alles wird gut werden" Befinden ...

Mehr koksen geht nicht. Die künstlich am Leben erhaltene Stimmung wird es nicht überleben.

Krise, Haha. Dann: die Krise ist im Land. Dann: die Krise steht vor Hauptstadt, wobei das historische Bild hier eine Korrektur erfährt, da ist die Krise schon angekommen und ein Heer von Schläfern wartet nur darauf, sie endlich voll ausdrücken zu dürfen.