Reichsein

 

Das Reichsein anundfürsich wäre gewünscht in allen Auflösungsformationen. Tatsächlich kommt es da so vor. Überfluss in Hülle und Fülle, je näher man hinschaut.

Die Vorstellung reich sein erzwingt, sich einen abgegrenzten Zustand vorzustellen, außerhalb dem die Verdammnis zum allseitigen Reichsein nicht mehr vorkommt.

Mehr als Mensch sein geht nicht. Reicher, als wie jeder Mensch dazu veranlagt ist aufzulösen, kann kein Mensch.

Es muss also am Zustand reich sein etwas sein, dass nicht mehr jede an sich hat, allenfalls für sich.

Sich Sorgen machen zu müssen zum Beispiel ob es reicht für die Miete.

Reich sein wird ausgelegt in Relation zum Grundbedürfnis, in Ruhe aufzulösen.

Diese Freiheit habend, kein Kreuz damit, keine Unauflösbarkeiten, die eine Stimmung an den Rand der Verzweiflung bringen.

Alles, was unterhalb dieses Niveaus auflöst, läuft gewissermaßen im Notbetrieb, und sieht sich daher verhindert, ihre Ergebnisse als reife Form zu präsentieren.

Kann nicht zur Ruhe finden, und findet also zu eher unruhigen Lösungen, die sich dadurch allerdings bereits als Fehler vorstellen, obwohl sie angebracht sind.

Abwesenheit von Störungen, die das Glück gefährden, in Ruhe Fehler auszuweiden, setzen die Bedingungen des Zustandes Reichsein, von deren Existenz sich jede überzeugen lassen kann, die unangemeldet in diesem Zustand erscheint.

Der Mittelpunkt ist das Interesse der Aufmerksamkeit, die dieses Interesse aufgelöst haben möchte und als Dank dieser Bemühung erwartet, selbst in die Souveränität dieses Auflösungszustandes miteinbezogen zu werden.

In kannibalischen Terms: Wenn ich das Herz meines Gegners esse, bin ich vielleicht zweimal beherzt, sicher aber habe ich Ruhe vor ihm.

Zusammen wird eine Stimmung generiert, so wie die Tropfen fallen, und das Ensemble klingt gut oder schlecht, je nachdem, wie es gelingt, sich abzustimmen.

Jede Aufmerksamkeit sieht sich gezwungen, ihr Interesse aufzulösen. Eine andere Richtung kann sie nicht gehen.

Es klingt nicht gut, bleibt der eine in Ruhe, während der andere unruhig vor ihm mit den Füssen am Boden scharrt. Es klingt erst gut, wenn sie bessere Geräusche zustande bringen.

Der Zustand, reich und in Ruhe zu sein, stellt sich vor als superiore Information, hinter dessen Geheimnis zu kommen die Unruhigen, oder die aus diesem Zustand Verstoßenen aufmerksam anstehen.

Aufmerksamkeit erhalten ist schön, weil sie zu bestätigen scheint: du bist diese superiore Information. Du löst super auf.

Wird diese Aufmerksamkeit nun auf einer Basis errungen, wofür der Mittelpunkt so gut wie nichts dafür kann, stellt sich eine Verunsicherung ein, die darin besteht, Auskunft zu erteilen. Wieso glotzen die.

Ein Lehrer, der sich in die Mitte einer Klasse stellt, und dann nichts zu sagen wüsste, wäre im Nu überwunden.

Einer Schönheit, die nichts von sich weiß, erginge es ebenso.

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen ist ein Fehler insofern, als dass die andern ihn auflösen möchten.

Das Schöne nun daran, im Mittelpunkt zu stehen, besteht darin, dass man so gut wie nichts dazu tun muss, da einem die andern ja behilflich dabei sind, wenn man die Dinge denn soweit treiben lässt.

Reich und schön sein ist nicht dieselbe Auflösung.

Der zweite Auflösungszustand wird aber in der Praxis als Zugabe des ersten verstanden, so dass sich in der Regel dieses Verhältnis einspielt: wer reich ist, bemüht sich darum, schön zu sein, um den von der Gattung noch immer erwartet Dank oder Rechtfertigung ihrer Leistung nicht zu sehr zu enttäuschen.

Was schön ist, rechtfertigt sich allein durch den Zustand.

 

 

Das Verhältnis von Aufmerksamkeitsleistung und der Erwartung eines befriedigenden Auflösungsresultates ist aufgebrochen. Das klingt etwas farblos gegenüber dem, was damit gemeint ist.

Kurz: Für das Spenden von Aufmerksamkeit herrscht kein Zwang, sich für diese Leistung zu bedanken.

Niemand erwartet, dass die Reichen und Schönen für das Glotzen auf ihren Zustand bereits mit Talern oder Hüllen werfen.

Kann dies aber erwartet werden, dann heißt es Abschied nehmen von diesem Geschenk, das durch den Stimmungsabgleich angemahnt wird zwischen Aufmerksamkeit und Interesse.

Der Dank, das ist die Auflösung. Die Reduzierung des Verlangens auf eine Zahl, schmälert diesen Dank unweigerlich.

Gezahlt wird dafür, dass das Interesse der Aufmerksamkeitsleistenden nicht nachlässt, das heißt, ihr Interesse ihnen in unaufgelöster Form erhalten bleibt.

Eine Entfremdung durch die Zahl wird möglich. Man könnte jedoch auch von einem Stimmungsschaden sprechen.

Die Kommunikation über die reine Zahl hat der Admiration, dem bloßen Schauen Platz gemacht, die nun fehlerhaft zwischen dem Blick darauf, wo das Geld her kommt, und dem Blick darauf, was in der Hand ist, hin und her schauert.

Das Zurückschrauben von Erwartungen, das Zurückschrauben von Dank hat Kultur, und somit Platz für die Existenz von Untertanen geschaffen, die so gut wie nichts mehr von sich wissen, sondern glauben müssen, was ihnen gesagt wird, da sie keine eigenen Erfahrungswerte mehr hinsichtlich dem Auflösen von Herrschaft besitzen.

Geld hinlegen und Aufmerksamkeit dafür einstecken ohne weiteren Anforderungen der verübten Stimmung zu entsprechen, argumentieren mit Geld also ohne zu schwuchteln, das hält man für cool, dies obwohl eigentlich alle darüber im Bilde sein müssten, Schönheit oder gelungene Auflösung operiert vom schwächsten Punkt aus, dem, der in stetiger Auflösung begriffen ist und diesen Zustand zu kommunizieren weiß.

  

Theoretisches Eindringen in den Zustand der Reichen nach vorangegangener Definition: Die Aufmerksamkeit ist ungebunden, unbeschäftigt.

Kann sich frei gewählte Auflösungsziele widmen und diese ungezwungen in jener Ruhe auflösen, die sich Eins und Alles ist.

Die Freiheit wirkt als mächtiger Impuls, wie ein Souvenir einstigen Auflösungsglückes.

Aufgelöst ist nur, was glückt. Hohes Glück, hohe Auflösung, setzt aber voraus einen spannungsgeladenen Fehler, dem sich die Aufmerksamkeit widmet.

Von Nichts kommt nichts.

Die geschenkte Spannung, auf den Tellern, über den Tellern, ist ein großes Thema insofern, wie viel davon gut und ab wann es zuviel davon wird.

Langeweile vs. Bequemlichkeit. Erfolg und Niederlage hängen davon ab. Kurz: gute oder schlechte Stimmung.

Das alles ist im Spiel und man sieht gleich, wie gut es ist, wenn man da eine Wahl zuvor hat.

In Ruhe auflösen, das ginge am besten alleine.

Das aber ist nicht mehr als eine Faustregel, die dann gültig wird, wenn die gemeinsam verübte Stimmung abschreckt, dieses Ziel zu erreichen.

Wenn zu hohe Spannungen zu hohe Ansprüche dazu aufreizen, die unlösbar erscheinen oder unbequem, sich dem kollektiv verwaltetem Karma zu stellen.

Ruhe vor den andern suchen stellt einen Notbehelf vor, sich der gemeinsam verübten Stimmung und ihrer dann häufig für minderwertig erachteten Auflösungsqualität zu entziehen, um "in Ruhe aufzutanken".

Und hier steckt das Problem des Reichseins. Der Zustand macht es eher möglich. Man nimmt von den andern Aufmerksamkeit, um sich mit dieser vor ihnen zu schützen.

Der Zustand reich sein verlangt danach, sich aus diesem Zusammenhang zu stehlen, den Nächsten, die in Unruhe sind, nicht zu gestatten, das Interesse ihrer Aufmerksamkeit an dieser Ruhe zu sättigen.

Abstrakt: ihnen die superiore Information zu erteilen, die den Stimmungsabgleich herbei führt auf der Ebene des von allen gewünschten Auflösungsniveaus, sich gegenseitig beim Auflösen behilflich zu sein.

Der Zugriff der Fehler der Nächsten in den superior ausgehandelten Auflösungsraum wird verweigert, weil er den Zustand ruiniert.

Aber ebenso wird das reiche, superiore Auflösungs-Niveau dadurch bedroht, wenn die den Zustand bedingende Zufuhr frischer Aufmerksamkeit ausbleibt.

Die Lücke, die hinsichtlich dem Nachschub von Aufmerksamkeit entstehen könnte, füllen Aufmerksamkeitsressourcen in Form von Waren und Dienstleistungen, in gewissen Sinne das Beste der andern, ihre Aufmerksamkeit also, aber diszipliniert und eingedost.

Dinge also, an denen diese Informationsanteile einer geleisteten Aufmerksamkeit weggemacht worden oder tot gemacht sind, die eine Stimmung in Ruhe verstören könnte.

Aufmerksamkeitserweise, die alle gereinigt sind vom lästigen Beigeschmack wirklich erteilter Aufmerksamkeit, hinter der immer die Forderung nach Auflösung steckt.

Heuchelei. Frage. Die in Unruhe Versetzten spielen sich auf, als ob sie diese Würde auch hätten, gleichberechtigt in Ruhe aufzulösen.

Als Stolz ohne Grundlage könnte man versucht sein, diese Anmaßung abzuhandeln. - Während ich Aufmerksamkeit leiste, also im Modus Untertan beschäftigt bin und zu lernen habe, behaupte ich gleichzeitig, gleichwürdig wie das Interesse zu sein, was wiederum verlangt, dass man gleich viel Aufmerksamkeit erhält.

Dieses Verhalten entschuldigt in gewisser Weise die Ignoranz, die gattungsspezifische Notiz hinter einer Aufmerksamkeitserteilung nicht zu bemerken und den Dank kurz abzufassen.

Diesseits und jenseits wird auf diese Weise erfolgreich mit dem zurück oder vor gehalten, was das Beste für alle sein könnte.

 

 

Was nun aber auflösen, wenn jene Fehler, die zur Auflösung anstehen ausgeschlossen sind.

Ruhe in Ruhe auflösen geht nicht, weil da fehlt die Spannung.

Tontauben schießen. Shoppen. Zwischen dem Urlaub Arbeit nehmen. Aufmerksamkeit konsumieren.

Essen, so dass es die Sinne reizt wie wären sie beglückt davon, und dieser Auflösungsvorgang jenen stellvertretend lassend, der einem die Nächsten im Operationsfeld der Aufmerksamkeit außerhalb des Gaumens geboten hätten.

Kultur, was sich ja immer nur auf die gemeinsam verübte Moral oder Stimmung oder Auflösungskünste beziehen kann, als Tätigkeit oberhalb dieses einzig möglichen Bezuges hinstellen, und zwar so, dass es die andern gut sehen können.

Der Zustand Reichsein soll sich nicht auflösen. Niemand will freiwillig von einem erreichten Niveau absteigen. Dazu kann man nur gezwungen werden.

Der Auflösungsfehler der Gattung verlangt nach Pflege und beständiger Restauration des Zwanges, ihn aufrecht zu erhalten.

Sowie nach Rechtfertigung der damit verübten Stimmung, die ohne eine solche die einzige Informationsquelle wäre.

Gerechtfertigt soll etwas werden, dass sich nicht auflösen soll. Was nur geht, wenn man belegen kann, dass es sich besonders gut auflöse. Zum Wohle aller zum Beispiel.

Darüber hinaus soll das auf der Basis von gespielter Gleichgültigkeit, sowie unter Zuhilfenahme der Lutherschen Generalsünde erzielte Auflösungsglück noch steigerungsfähig sein, angeblich durch noch mehr Geld.

Die Freiheit des Zustandes reich sein ist also recht bedingt. Man möchte nicht wünschen, dass alle so reich würden.

Reich sein wird verwechselt mit rauchfreier Auflösung und diese mit Tugend, und die Vorstellung gelingt allein, wenn nichts ausgelöst wird außer eine Abfolge stehender Bilder plus die Unruhe, es nicht zu sein.

Die Ausrichtung der Aufmerksamkeit der Nichtreichen für den Zustand der Reichen kann den Anspruch der Natur nicht verlassen, an einem gattungswürdigen Auflösungsniveau festzuhalten.

Da die Beziehung über die Aufmerksamkeit hergestellt wird, konkret über deren Interesse, das in diesem Zusammenhang nur darin bestehen kann, die Reichen möglichst gut aufzulösen.

Das steht ganz im Interesse auch derjenigen, die sich durch das Geschenk der Aufmerksamkeit allerdings nicht erpressen lassen zu dieser Art von Vergütung, wie sie gefordert wäre durch die geeichte Frequenz des gemeinsamen Schicksals, so als verteidigten die Reichen das Übrigbleibsel eines einstmal hohen Auflösungsniveaus der Gattung, zu der, nach streng wissenschaftlichen Kriterien, allerdings immer noch alle ihre Vertreter hinzu zu zählen wären.

Wenn die Reichen nicht mehr sind, sind alle arm dran.

Übrig lassend keine Vertreter der Gattung mehr, die halbwegs noch unter Bedingungen auflösen, die vor den andern keine Schande hermachen. Der Gedanke ist nicht abwegig, ihnen das Einrichten von Reservaten zu gestatten.

Die Arena dem Kampf hungernder Bestien überlassend.

Hierfür steht der Zusammenhang, je weniger Reiche, umso mehr Gedränge, Unruhe, Fehler, diesen Zustand doch noch zu erreichen, bevor die Vorstellung insgesamt beendet wird.

Man tut, was man kann ist unter solchen Bedingungen dann die Regel, und gibt da, wo es weniger darauf ankommt ersatzweise den Reichen, den Betroffenen also Arbeit und sich selbst Ruhe verschaffend.

Die Information wird korrekt ausgelesen, als Spannung die zu noch höherer Anspannung drängt, und bleibt doch eine Liebeserklärung an den Zustand, in dem es sich in Ruhe auflösen lässt, der, anders wie offenbart, offenbar nicht zustande kommen will.

Zu behaupten, die Unruhe unter den Nichtreichen sei allein wegen der Reichen, geht an. Sie hat eine ungeheuere Auflösungsdynamik und Produktivität in Gang gesetzt auf der Basis: Ruhe, ich will reich werden.

Keine höhere Macht hat hier ihre schmutzigen Finger im Spiel als der atavistische Auflösungsfehler, Ruhe haben wollen auf Kosten eines Nächsten, der deswegen in den Zustand Unruhe versetzt wird.

Das grundsoziale Bemühen miteinander zu teilen ist hier als Anlage zwar noch vorhanden. Aber es gilt nicht umgekehrt. Die verursachte Unruhe unter den Aufmerksamkeitsbezügern soll ihr Interesse nicht belästigen.

Dass also bezüglich ihrer Auflösungskalamitäten alle zur Ruhe kämen in dem Sinne, geglückter Zustandsmeldungen zu fabrizieren als wie ich bin reich oder ich bin es nicht, steht da noch immer, nicht besonders gut aufgestellt zwar, aber jeder einzelnen vor wie getrasht auch immer als unerlässliche Zielvorgabe, ohne die unser Leben so gut wie keine Energie hergibt.

Sinn oder rauchfreie Stimmung.