Vorstudie Stimmungsschaden

Wenn Stimmung alles ist, dann nimmt ein Schaden daran ebenso alles ein.

Nicht jedes fehlerhafte Auflösungsergebnis führt zu einem Schaden oder einer Einbusse guter Stimmung, sofern die Information des Schadens oder der missglückten Auflösung als solche akzeptiert oder mit der eines Schadens würdigen Aufmerksamkeit respektiert wird.

Man könnte auch lernen dazu sagen.

Von einem Stimmungsschaden ist erst dann zu sprechen, wenn der Auflösungsfehler, der ihn erzeugt, toleriert, wenn der Schaden auf sich genommen, erlitten wird, wobei sich nicht selten erweist, dass der Schaden in dieser Strenge genommen oftmals gar keiner ist.

Aber nicht nur diese Abhandlung durch ein Gemüt unserer Bauart kann ein Auflösungsfehler erfahren.

Ein Auflösungsfehler wird gar nicht als Schaden taxiert.

Er wird nicht nur toleriert, sondern angebetet in dem Sinne, den vollen Ernst einer Aufmerksamkeit widmet sich dem Bemühen, ihn als wahr, als Auflösungsergebnis geglückt, als astreiner Stimmungsertrag hinzustellen, vereinbar mit dem Auflösungswitz, dem die Gattung nicht entkommen kann.

Jeder Stimmungsschaden kann auch als Witz ausgelesen werden in der Art wie er aus dem Ärmel kommt.

In dieser Eigenschaft ist er fähig, eine Hierarchie aufzubauen, was den Witzen, die einwandfrei auflösen nicht gelingt.

Eine behufs dieser Schadenspflege vermengte Schicksalsgemeinschaft verbindet sich zwecks Lösung eines sie alle betreffenden Stimmungsschadens zu einer diesem Projekt würdigen Rangordnung. 

Allein, sie sind in der Regel nicht im Bilde, dass sie einen Stimmungsschaden dahingehend kultivieren, als dass er ihnen nicht nur ein Zusammengehörigkeitsgefühl, ja auch Heimat verschafft, sondern dass es sich um einen Schaden handelt in Form von Gefühlen, die nur darum ersuchen aufgelöst zu werden.

Neuauflage des Pelagierstreits. Ohne Fehler ist nichts oder es ist nicht. Das heißt, es hat keine Seiten, die aufgelöst werden könnten, insbesondere fehlen diejenigen, die ins Auge fallen aber auch: der Fehler ist alles.

Der Umstand, dass Stimmungsschäden eine Geschichte haben müssen, um als solche verzeichnet zu werden, und zwar als Abweichung vom Bon Gout des Schöpfers oder dem Auflösungswitz der Gattung, dieser Umstand also macht ihre Klassifikation als Schaden nicht gerade einfach.

Wenn nicht über Schäden und Auflösungsschwierigkeiten sprechen, worüber aber dann.

Schlechte Stimmung akzeptieren als gottgewollt, als Strafe, nicht als Quittung für einen schlechten Auflösungsvorgang, sondern persönlich von Gott zugeteilt, das kann gesehen werden als ein erster, wichtiger Fortschritt in Richtung, Stimmungsschäden zu verkraften.

Gott straft mich, aber da weder sein Wille noch der exakte Tarif für unaufklärbar gehalten wird, kommt hinzu ein nicht minder nebulöses Versprechen: einmal wirst du davon befreit sein, was, wenn man den Gang eines Menschenschicksales vor Augen hat, letztendlich immer in Erfüllung geht.

Strafe also nie ein Schaden ist, sondern Fingerzeig eines höher Informierten, der wieder auf den rechten Weg oder ein verloren gegangenes Schäfchen-Subjekt einem gattungsgemäßen Auflösungserleben zuführen will.

Über diese Entmündigung hinsichtlich der autonomen Orientierung am Befund der eigenen Stimmung bauen sich Hierarchien auf mit einem religiösen Anstrich.

Die zu Gott erhobene Stimmung ermöglicht ein Abstand nehmen von ihr als direkte Informationsquelle, was wiederum Voraussetzung ist, Lust und Unlustgefühle zu strecken, zu disziplinieren, und was besonders wichtig ist, im Falle negativer Stimmung oder Auflösungsresultate eine allseitig zufrieden stellende Auflösung zu versprechen, um die mit schlechten Auflösungen Geplagten bei der Stange oder in der so gegatterten Rangordnung zu halten.

Der Stimmungsschaden sei gar kein Schaden, sondern: Hurra - aber da bin ich bereits aus dem gestreckten Halleluja heraus in den Hierarchien gelandet, wo ebenso eine Durststrecke zur artgemäßen Erfüllung oder Auflösung vorausgesetzt wird, bis es so aussieht, wie wenn es tatsächlich gelungen wäre, die Blaupause der Gattung auszustechen.

Ein Stimmungsschaden macht nicht nur von sich reden sondern bewährt sich auch darin, ein paar Jahrtausende unsere Geschichte zu gestalten.

Die zwecks Übervorteilung betriebenen Kriege und der damit notwendig einhergehende Versuch, solche rüpelhaften Annäherungsversuche als ein Alias des gattungskonformen Auflösungsgeschmacks rundum Geltung zu verschaffen, hat es notwendig erscheinen lassen, eine Reform des Witzes einzuläuten auf allerhöchsten Ebene und den dort vertretenen Alleinanspruch in Sachen guter Auflösung aufzuheben und durch eigene Maßstäbe zu ersetzen.

Der neue Maßstab war das Schwert.

Benötigt dionysisch gestimmte Figuren, nicht nur Männer, auch genug Frauen, die an den Witz glauben, respektive daran, dass das Auflösen mit dem Schwert kein schlechter Scherz sei sondern bester Auflösungswille, vereinbar mit allen Ansprüchen guter Auflösung oder möglicher Stimmung.

Das bestimmen Können mit dem Schwert ist ein Zauberding. Seine richtige Anwendung garantiert ins Auge springende Erfolge.

Beten oder lange herum lamentieren unnötig gemacht oder nur jenen dämmrigen Augenblicken überlassen, wo sich die Schwächen dieses Konzepts erweisen.

Dem Risiko ausgesetzt, dass die mit dem Schwert Bestimmten selbst dazu greifen, um Auflösungsergebnisse oder Stimmungsbeiträge auf Augenhöhe zu erreichen.

Alle Hierarchien, die so gestiftet werden, lassen sich zusammenfassen als das Patriarchat oder als Kultur dieses Stimmungsschadens, ein Auflösungszustand, in dem die Auflösenden gewissermaßen versuchen, ihrem Glück der Auflösung durch Bestimmung zuvor zu kommen, eine Dialektik von Soforttot und ewigem Leben anschiebend.

Am Witz also, ihren Stimmungsschaden heraus zu putzen, arbeiten sich die ihn im Munde führenden Hierarchien ab.

Die Augenblicke favorisierend, wenn der Witz stimmig erscheint, deklassierend was als Stimmung dabei heraus kommt unterhalb dieser Schwelle.

Extrem oder Reinstform: Höhö, dem hab ich die Rübe abgehackt, destillierter: Haha, du bist tot. Feinsinniger: Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen, mit euch habe ich etwas vor.

Auflösungsergebnisse mit dem Schwert herbei zu führen, das hat im optisch nachweisbarem Bereich mehr eingebracht als alle Auflösungskünste zuvor.

Da sieh. Willst du mir immer noch mit deiner wehleidigen Stimmung kommen. Schätze, Beute, Vorräte, Aufmerksamkeitsansprüche, jeden Tag Hurra, ein hohes Auflösungsniveau oder Hochstimmung bis ans Ende aller als gesicherte Wahrscheinlichkeit eintretenden Tage.

Der Witz, mit dem Schwert zu bestimmen oder aufzulösen, hat sich keiner denkbar möglichen Himmelsrichtung verschlossen.

Wo das Schwert nicht hinlangt, kann man gedanklich schneiden.

Etwas besser aussehen zu lassen als wie "Gott" es getan hätte, das geht nur als flüchtige Illusion.

Ein wesentlicher Aspekt der mit dem Schwert inszenierten Auflösungstechnik ist das Moment der Beschleunigung.

Nur durch Beschleunigung kann sich der Witz halten insofern, als dass man ihn nicht zu Ende denken sollte.

Anstelle darauf zu warten, bis eine Stimmung reift, kann dem Verfahren der Auflösung der kurze Prozess oder Beine gemacht werden.

Die Freude an der so gewonnenen Beute kann nicht echt sein. Man kann sich nicht darüber freuen, dass man immer das Sagen haben werde, immer oben sein werde, den andern immer Dorn im Auge.

Was hingegen funktioniert in diesem Konzept, das ist die Schadenfreude.

Sie wird gesucht, denn sie verbleibt als echt, weil hier Information zu finden ist, die von einer Stimmung aufgelöst werden kann, während Siege den Stimmungsschaden kolportieren, der so wie das Lorbeer sich möglichst lange nicht auflösen soll.

Die doch recht raren Augenblicke, in denen alles so zusammen kommt, dass es nach Sieg aussieht, - sie für das Ganze zu nehmen bedeutet eine Verkürzung des Raumes der Auflösung, insofern dieser Zustand Maß aller Dinge, Eisen und Blut ist, obwohl die in objektiven Zeitmaßstäben gewerteten länger lastenden Zustände davor und danach mehr "Raum" einnehmen.

Ein zur Umgangsform gewordener Stimmungsschaden muss, damit er sich erhält, fortlaufend als Nichtstimmungsschaden bestätigt werden, damit er nicht die Kur erfährt, repariert zu werden.

Je länger man etwas zustimmt, dem man nicht zustimmen möchte, umso schwieriger wird die Rechtfertigungslage. Nach Leuten mit Eimern habe man geschickt, anstelle den Klempner zu holen.

Da alle Beteiligten einer Hierarchie mit dieser Interessenlage versuchen, den Zustand Hurra zu erreichen, ist auf jeden Fall für Gedränge vorgesorgt.

Kurz wird die allfällig mögliche Verweildauer in diesem Zustand auch deshalb sein, weil die Nachdrängenden den Platz vor sich selten jemandem lange gönnen. 

Hurra kommt überzeugend mit dem Unterton: morgen bist du nicht mehr dabei.

Der Erfolg, eine Auflösung zu bestimmen, ist nur da möglich, wo die Form den Inhalt würdigt.

Zielt der Erfolg auf die Zerstörung, so ist mittlerweile so gut wie fast alles gewürdigt.

Der Trick, etwas zu lösen indem seine Auflösung bestimmt wird funktioniert am besten im originalen Zusammenhang.

Etwas wird aufgelöst, um einen Abfall der Stimmung zuvor zu kommen mit dem günstigen Ergebnis, dass dieser Fall nicht eingetreten ist.

Eine Bestimmung oder gewollte Handlung verunmöglicht nicht dieses Geschenk des guten Gelingens, sofern sie dem Auflösungserleben oder dem Zustand der Stimmung gegenüber Rechnung trägt, abweichende Ergebnisse als Kritik und ein hör auf! als Topmeldung versteht.

Eine Bestimmung verfehlt umso sicherer dieses Ziel, je mehr Arbeit, Schweiß, Blut, Tränen, Verzicht in Kauf genommen werden in der Aussicht, wenigstens einmal in die Nähe des Hurra-Auflösungszustandes zu gelangen, der mit der Bestimmung zu Arbeit, Schweiß, Blut, Tränen und Verzicht erreichbar ist.

Ebenso gilt: je falscher die Auflösung, umso mehr muss man tun, um sie als richtige erscheinen zu lassen.

Die nicht mehr am unmittelbaren Erhalt einer gattungskonformen Auflösungsstimmung interessierte Bestimmung, sondern auf ein fernes Hurra oder Halleluja hin zugespitzte, wird infolge dieser Taubheit dem Fehler verfallen, unerwünschte Resultate ebenso ihrem Witz zu unterwerfen.

Um es dem gemeinsam betriebenen Schaden an der Stimmung Recht zu machen.

Eine Kultur entwickelt sich, das heißt, ihre Schranken.

Gegen den tendenziellen Fall eines gemeinen Interesses, oder um die Einzelnen von der Abkehr einer allfällig witzlos gewordenen Ordnung zu bewahren wird der verbindende Schaden mit der ganzen Kraft einer Kultur ausdifferenziert, ausstaffiert, kristallisiert.

Der Satz beansprucht Geltung: je weiter vom Ziel der guten oder gattungskonformen Auflösung aufgelöst wird, umso schwieriger bis unmöglich wird es dem Unterfangen, den Punkt Hurra zu erreichen.

Das heißt: Zuletzt oder ganz am Rande des so bezogenen Universums des Auflösungsgeschehens wird alle Aufmerksamkeit nur noch daraufhin ausgerichtet, den verbindenden Schaden zu präparieren, so dass er noch gut genug aussieht, um unter die Leute zu gehen.

Wie viel Erfolg dem Bemühen im Aussicht steht, Schäden durch das Hinzufügen neuer Schäden im gleichen Stil aufheben zu wollen, oder auch, wohin führen Verschlimmbesserungen,  das sind die anzuschlagenden Topics hier, sowohl als auch: der Geschichte einer Rangordnung ein neues Kapitel hinzufügen, das darüber aufklärt, wie es mit dem Schaden und seiner Nichtbehebung weiterging.

Vom Falschen kann man nie genug bekommen und es sieht aus danach, als könne ein ordentlich verwalteter Fehler es auf eine unendliche Dauer bringen, wäre da nicht der Umstand zu berücksichtigen, dass dieser Schaden in einer Stimmung Platz finden muss, in der ein Schaden ein Schaden bleibt ebenso wie alle Folgen seiner Nachbesserung.

Welche Not soll das Schwert lindern. Die damit erzeugte Stimmung kann nicht gemeint sein.

Der Zug zum Schwert als Lösung aller Probleme zu präsentieren, der Witz ist nicht schlecht, auch wenn man den Schnitt nur mit Geld nachvollzieht.

Ein kurzer Schauer aber Horror zur Dauer, so geht die Rechnung, denn schon bald könnte ein Nächster den so erreichten Zustand mit der seinen blamieren.

Diejenigen, die damit angefangen haben eröffneten der Gattung das Problem, nicht mehr damit aufhören zu können. Unsere Welt.

Das Patriarchat ist kein theoretischer Überbau, sondern präsent in jeder Entscheidungsfindung, in der es darum geht, die Auflösungsform eines Ablaufs zu bestimmen, dahin gehend, bis der Zustand Hurra anzeigt.

Du bist am Boden. Ich kann dir die Schuhsolen im Gesicht rumdrehen wie ich will. Da kannst du gar nichts mehr dagegen machen.

Hurra oder Korkenknallen. Ewiges Glück. Das Böse besiegt und nicht wieder zum Leben erweckt, etwa auf der Seite der Sieger.

Noch immer lästert diese sowohl völkerverbindende wie auch volksverbindende Auflösungsformel als Leitstimmung oder Heimatschaden, als schwerstes Gewicht die gemeinsam verübte Stimmung.

Hält unsere Zivilisation in einem Strafzustand, unabhängig vom sozialen Auflösungsniveau.

Zwischen Oben und Unten oder zwischen allen Klassen Tischen und Betten herrscht hierin Einverständnis, wie sie aussehen soll, die für alle gültige Hackordnung, gestuft nach dem Interesse der Hurra-Auflösung, die auch gesehen werden kann als letzter Ausfluss inszenierter Gräuel, die dem Glibber voraus gehen müssen, damit das Hurra nicht allzu hohl klingt.

Ein Hurra, dem die Angst ins Gesicht geschrieben steht, was passiert, wenn sich der Zustand verflüchtigt.

Da niemand bereit ist, das über den Stimmungsschaden konstruierte Gemeinschaftsgefühl zu verletzten, und eine ihm mögliche Siegerposition gegenüber einem Nächsten nicht zu besetzen oder auf seine Kosten zu lachen, sorgt das penible Einhalten dieser schönen Waffenbrüder-Ordnung vor Ort, da, wo es darauf ankommt, strikte dafür, dass, obwohl die Großen größer, es mit schöner Regelmäßigkeit doch immer nur die Kleinen trifft, die sich für solche Konsequenzen nicht nur empfehlen, sondern, und das scheint die Tragfähigkeit des Unternehmens auszumachen, aus langer Gewöhnung auch darin geübt sind und fähig erscheinen, das Spiel aus dieser Position mitzugestalten.

Wenn die Stimmung alles ist, dann kommt das Finanzielle danach. Wenn das Finanzielle zuerst soll, dann ist die Stimmung schon da.

Jetzt noch den Schaden hinein rechnen. Je größer er sich ausnimmt, umso größer werden die Forderungen sein.

Am Rande dieses Universums werden sie hoch sein, so hoch, dass außer dem Witz des Schaden keine Stimmung mehr ist.