Wohlstand, ein Stimmungsderivat

 

"Am meisten betrügt der Nationalismus mit dem Versprechen, die ethnisch Gleichen würden füreinander sorgen. Marina Achenbach"

 

Vom Naturrecht herkommend, oder demjenigen Recht, das noch keine Vorschriften kennt, ist der Begriff Wohlstand ein Unding.

Einge der Subjekte einer beobachteten Tierpopulation leben im Wohlstand, während andere unter ihnen sich den Zustand, der den ersten ermöglicht teilen.

Ein Leben im Hühnerhof kann nicht so grausam sein, einem jeden Huhn nicht einen gefundenen und erfolgreich verschlucktem Wurm als Eigentum zu attestieren.

So wie der Begriff Gott dem damit Gemeinten ein Schönheitswettbewerb, bietet der Begriff Wohlstand dem Gattunswitz die Schlacht an.

  

Von Wohlstand kann keine Rede sein, wird nicht zugleich ein diese Vorstellung bedingender Zustand für möglich voraus gesetzt, in dem ein Zustand herrscht, indem es einem ständig unwohl sein kann.

Immer bezogen auf eine Stimmung, in der die Zustände "wohl" oder "unwohl" als Ergebnisse oder Quittung eines Auflösungsvorganges erfahren werden müssen.

Der Begriff Wohlstand, im Spiegel der Auflösungsergebnisse nimmt er in der Vorstellung den Platz ein, wo es solcher Auflösungsergebnisse von nur so sprudelt, in denen es einem gelungen ist, sich im Auflösungszustand mit dem Prädikat "wohl" zu erhalten.

Unwohlstand, von da ab, wo diese Quelle versiegt.

 

 

Wie verträgt sich ein ständig anauernder Misserfolg in den Auflösungsbemühungen mit den Anspruch, von der Gattung zu sein, der der Ruf voraus eilt, besonders gut auflösen zu können.

Kann der Prototyp "Bruder" es zulassen, dass er selbst geglückte oder zumindest wohl geglückte Auflösungsergebnisse zustande bringt, während die andern hungern.

Was sind das für Brüder. Ins Bild der Populationen, die sich mit derselben Problematik herum schlagen, scheinen sie nicht mehr richtig hinein zu passen.

Alle in den Auflösungszustand Wohlstand zu versetzen ist nicht nur praktisch, sondern bereits theoretisch ein aussichtsloses Unterfangen, da der Begriff ja nicht auskommt ohne den Schaden, der ihn akzentuiert, sinnlos wird, weil nichts mehr damit gemeint werden kann, wenn der Zustand für alle gleichermaßen gilt.

Das Ansinnen unserer Stimmung, entsprechend ihrer Lage zu befriedigenden Auflösungsergebnissen zu gelangen zielt nicht auf das Derivat Wohlstand, sondern auf das Echte, auf das, was beim Auflösen tatsächlich als Stimmung heraus kommt.

Nichts anderes aber ist gefordert durch jenen Witz, der es immer wieder schafft, uns ein Lächeln dennoch aufzuzwingen, wenn zwischen Wohlstand und Unwohlstand nichts Anständiges mehr zwischen die Zähne zu kriegen ist.

Das Ansinnen unserer Stimmung, entsprechend ihrer Lage zu befriedigenden Auflösungsergebnissen zu gelangen zielt nicht auf das Derivat Wohlstand, sondern auf das Echte, auf das, was beim Auflösen tatsächlich als Stimmung heraus kommt.

Da der Gattungswitz in jedem Witz der Gattung sich manifestiert, ist nicht einzusehen, weshalb er bezüglich dem angestrebten Resultat des Wohlstandes der guten Auflösung einige Subjekte von dieser Pflicht entbinden sollte.

Ich verzichte zugunsten.

Das klingt wohl nach jenem Selbstverzicht, den ausüben zu dürfen immer wieder als eines der Highlights unserer Gattung heraus gestrichen wird.

Setzt man das Ding aber auf die Auflösungsebene, dann kommt heraus:

Ich löse schlecht auf, damit du gut auflösen kannst, oder: Ich nehme schlechte Stimmung in Kauf, damit du dir deine gut einbilden kannst.

Ich leide Unrecht, um Fehler am Rechthaben zu vermeiden.

Bandbreiten, um Märtyrergeschichten aufzuzeichnen, könnte man sich nicht überzeugen davon, dass alle Beteiligten sich offenbar freiwillig in ihr geteiltes Schicksal fügen und dass, wer Zwänge ausübt, juristisch belangt werden kann.

Das Auflösungsensemble Wohlstand-Unwohlstand kommt nicht darum herum, eine defizitäre Geschichte zu präsentieren, über dessen Gesamteindruck sich die für wohlanständig gehaltenen Teile nicht hinweg setzen können.

Ihr lebt nebeneinander und seid keine würdigen Vertreter der Gattung - wem soll diese Geschichte verkauft werden.

Den Teil Wohlstand für das Ganze nehmen, wenn der Zustand denn nun mal eingebrochen ist.

Das ist die Lösung.

Einzige Lösung.

Als ob man sich darauf versteift hätte.

Belastend für das von Stimmungsorientierten immer wieder thematisierte Missverhältnis, das sich gerne am Gesamteindruck ein Bild verschafft.

Ihren Anstand wohl bedenkend und was sein Verlust bedeutet zumindest unterwiesen, mit mehr oder weniger schüchternen Zugeständnissen dahin gehend, die Unwohlständigen seien wohl auch Brüder, versuchen sie, sich aus dieser Affäre zu schleusen mit Begriffen, die nicht ohne sind und bewirken, von den Brüdern des Wohlstandes nicht verhauen zu werden.

Dem Anspruch nicht gewachsen, ihr Brot brüderlich, sondern nur wie "unter Brüdern" zu teilen oder wie unter den Bedingungen, wie sie ein Schlachtfeld setzt.

Geld als Mittel, Aufmerksamkeitsverhältnisse festzuschreiben bewirkt nur dies: das Verhältnis von Wohlstand und Unwohlstand über die Börse zu fixieren.

Die einen erhalten mehr Aufmerksamkeit, indem andern diese abgezogen wird. Mehr kann nicht passieren.

Wie hoch die Summe der in Zahlen festgehaltenen Ansprüche steigt, reicher zu werden als die Aufmerksamkeit aller lebenden Aufmerksamkeitsleistender, sowie ihrem Nachwuchs zu beanspruchen ist nicht möglich.

Reich sein ist nicht ganz dasselbe wie im Wohlstand leben.

Erfahrungsgemäß jedoch erheben sich wachsende Schwierigkeiten, im Zustand Wohlstand aufzulösen, je mehr der Zustand reich sein nicht mehr mit von der Partie ist.

Ob Wohlstand oder Unwohlstand. Beiderseits wirkt ein Zwang, die fehlenden Anteile für das stimmige Gesamtbild zu improvisieren.

Zu manipulieren, sich vorzumachen oder wenigstens alles so zurecht rücken, dass es wenigstens zu einem Teil stimmt, denn, wenn "es" nicht mehr stimmt, ist der eingetretene Zustand nicht lange aufrechtzuerhalten.

Andere Darstellung des Problems: Wenn alle Bewohner Deutschlands im Wohlstand lebten, wie viel Unwohlstand oder schlechte Auflösung müsste in der Welt vorausgesetzt sein.